Organspende-Skandal jetzt auch in Leipzig
Erst Göttingen, dann Regensburg und München, jetzt Leipzig: Die Organspende-Skandale in Deutschald reißen nicht ab und haben der Spendenbereitschaft bereits schweren Schaden zugefügt.
Wie es in einer Mitteilung des Uniklinikums Leipzig hieß, wurden in den Jahren 2010 und 2011 bei der Meldung von Wartelistenpatienten an Eurotransplant fälschlicherweise Nierenersatzverfahren (Dialyseverfahren) angegeben. Bei etwa 40 Patienten konnte die tatsächliche Durchführung dieser Therapie von den verantwortlichen Transplantationschirurgen jedoch nicht nachgewiesen werden. Dabei sei es um Patienten gegangen, die auf eine Lebertransplantation warteten. „Diese Falschangaben haben für den einzelnen Patienten zu einer Erhöhung des Punktwerts des sogenannten MELD-Scores und damit zu einer Erhöhung der Priorität auf der Warteliste bei Eurotransplant geführt“, hieß es aus Leipzig. Ob die Ärzte auch Gegenleistungen für die möglichen Manipulationen erhalten haben könnten, ist bislang nicht bekannt.
Patientendaten manipuliert, um Chance auf Ersatzorgan zu erhöhen
Wie das Klinikum weiter mitteilte, habe der Klinikumsvorstand den verantwortlichen Direktor der Klinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie sowie zwei Oberärzte mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben in der Krankenversorgung entbunden. Die Leitung des Transplantationsprogramms sei auf einen sehr erfahrenen Oberarzt der Klinik übertragen worden.
Im Sommer 2012 war ein Organspende-Skandal an der Uni-Klinik Göttingen aufgeflogen. Dort wie auch in Regensburg sollen durch ähnliche Manipulationen bestimmte Patienten bei der Organspende bevorzugt worden sein. Vor diesem Hintergrund hatte die Universitätsklinik Leipzig im Juli 2012 ihre Innenrevision damit beauftragt, alle Meldungen an Eurotransplant seit dem Anfang des Jahres 2007 sowie die Führung der Patientenlisten in Leipzig zu prüfen. Die detaillierte Einzelprüfung der insgesamt über 400 Meldevorgänge ist noch nicht angeschlossen.
Unterdessen wurden bei einer am 10. Dezember 2012 begonnenen Stichprobenprüfung durch die Prüfungskommission und die Überwachungskommission von Bundesärztekammer, Deutscher Krankenhausgesellschaft und GKV-Spitzenverband Dokumentationsmängel und Regelverstöße insbesondere bei der Angabe von Nierenersatzverfahren festgestellt. Die Unregelmäßigkeiten müssten nun bei ausführlichen Sonderprüfungen noch genauer untersucht werden, teilten die beiden Kommissionen in einer Pressemeldung mit. Die beiden unabhängigen externen Kommissionen untersuchen seit September 2012 die Lebertransplantationsprogramme an deutschen Transplantationszentren auf Regelverstöße und Auffälligkeiten.
Auswirkung auf die Organspende-Bereitschaft
Am Uniklinikum Leipzig beschäftigt sich auch die Innenrevision mit den Regelverstößen. Nach dem Bekanntwerden der Mängel sei die Innenrevision durch vier Fachärzte verstärkt worden, um die Aufklärung zu beschleunigen.
Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation ist die Bereitschaft zur Organspende seit Bekanntwerden der Skandale gesunken. Im Oktober sei mit 60 Spenden ein Tiefpunkt erreicht worden, normal seien 100 Spenden im Monat.
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