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Onkologen: Krebsfrüherkennung gehört auf den Prüfstand!

Samstag, 15. März 2014 – Autor: Angela Mißlbeck
Onkologen fordern eine kritische Überprüfung der Krebsfrüherkennung in Deutschland. Vor allem mehr Qualitätssicherung bei den Früherkennungsprogrammen hält die Fachgesellschaft DGHO (Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie) für dringend nötig.
Risiken der Früherkennung und Vorsorge bei Krebs

PSA und Co.: Experten fordern mehr Qualitätssicherung bei der Krebsfrüherkennung – Foto: DOC RABE Media - Fotolia

Die Wissenschaftler der DGHO raten dazu, dass sowohl gesundheitspolitisch als auch persönlich Nutzen und Risiken der Krebsfrüherkennung sorgfältig abgewogen werden müssten. Als Nutzen der Maßnahmen bewerten sie es, wenn mehr Menschen geheilt werden können oder für die Heilung weniger therapeutischer Aufwand nötig ist.

Krebsfrüherkennung birgt auch Risiken

Als Risiken betrachtet die DGHO die Belastungen durch die Untersuchung selbst, aber auch die Gefahr der Überdiagnostik durch die Abklärung unklarer Befunde und in ihrer Folge die Übertherapie. Nach den Angaben der Fachgesellschaft kann die Früherkennung dazu führen, dass Tumoren behandelt werden, die den Betroffenen nie beeinträchtigt hätten, weil sie nicht klinisch symptomatisch geworden wären und auch nicht zum Tod geführt hätten.

„Bestimmte Verfahren der Krebsfrüherkennung können helfen, die Sterblichkeitsraten bei Krebs zu verringern“, zeigt sich Professor Mathias Freund, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO überzeugt. Die notwendigen Untersuchungen würden den Teilnehmern Sicherheit vermitteln, könnten aber durchaus auch eine Belastung darstellen, wägt er ab. Freunds Forderung: „Der Umgang mit Krebs muss sich auch bei Früherkennung am aktuellen Stand des medizinischen Wissens orientieren.“

Mehr Qualitätssicherung gefordert

Die DGHO hat eine lange Liste von Forderungen für eine bessere Qualitätssicherung bei der Krebsfrüherkennung. An erster Stelle steht eine transparente Nutzenbewertung der bereits von den Krankenkassen finanzierten Programme. Untersucht werden sollen den Onkologen zufolge die Senkung der Sterblichkeit, die Vermeidung von Belastungen durch eine fortgeschrittene Krebskrankheit und die Kosten. Die Fachgesellschaft spricht sich auch dafür aus, dass das System der Qualitätssicherung, das für die Brustkrebsfrüherkennung mit Mammographie gilt, entsprechend auch für andere Programme eingerichtet wird, zum Beispiel für Hautkrebs und Gebärmutterhalskrebs. Sie fordert zudem, dass bei der Früherkennung nach Risikopersonen differenziert wird.

Regeln für PSA-Tests angemahnt

Zur Weiterentwicklung der Früherkennung hält sie außerdem ein flexibles System für die zeitnahe Bewertung neuer Verfahren für nötig. Sie verweist unter anderem auf bessere Tests auf Blut im Stuhl zur Dickdarmkrebs-Früherkennung, Computertomographie beim Lungenkrebs und neue Tests für Blutkrebs. Verbessert werden müssen nach Ansicht der Fachgesellschaft auch die Informationen für die möglichen Teilnehmer an einer Früherkennung. Zudem plädiert die DGHO dafür, dass auch für den Einsatz von sogenannten „grauen Screenings“ Regeln aufgestellt werden. Zu diesen Früherkennungsmaßnahmen außerhalb der von den Kassen finanzierten Programme zählt zum Beispiel der sehr verbreitete PSA-Test.

Foto: Doc Rabe Media - Fotolia.com

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