Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 sorgen für Sommerwelle in Deutschland
Es ist bereits der dritte Sommer mit Corona. Doch die Pandemie ist immer noch nicht vorbei: In Deutschland steigen die Infektionszahlen wieder, trotz hochsommerlicher Temperaturen. Das liegt vor allem an den Omikron-Varianten BA.4 und BA.5. Nach Daten des Robert-Koch-Instituts verdoppelt sich der Anteil der beiden Subvarianten von Woche zu Woche. Auch Daten aus Abwasseruntersuchungen belegen deren rasche Ausbreitung.
BA.4 und BA.5 in Deutschland dominant geworden
„Man kann sagen, dass zwischen den Kalenderwochen 22 und 23 BA.4 und BA.5 auch hier in Deutschland dominant geworden sind", sagt Sandra Ciesek, Direktorin der Medizinischen Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main in der neuen NDR-Podcast-Folge.
Die Omikron-Untervarianten BA.4 und BA.5 sind noch ansteckender als ihre Vorgänger BA.1 und BA.2. Beide neuen Subtypen besitzen Mutationen an zwei Schlüsselpositionen im Spike-Protein, die zum einen wichtig für Infektiosität sind. Ersten Erkenntnissen zufolge soll die Mutation an Position 452 Lungenzellen wieder stärker infizieren. Das wäre eine schlechte Nachricht. Zum anderen wird Position 486 mit einem Immun-Escape in Verbindung gebracht. Das heißt, Geimpfte und Genesene können sich sehr leicht infizieren. „Das sind zwei Eigenschaften, die ein bisschen erklären, was gerade passiert und warum die Zahlen wieder ansteigen“, sagt Ciesek. BA.5 und BA.4 hätten gegenüber BA.2 „einen klaren Wachstumsvorteil".
Sommerwelle nimmt ihren Lauf
Ihrer Ansicht nach fällt die Sommerpause darum aus. Die Sommerwelle werde dadurch verstärkt, dass es kaum verpflichtende Infektionsschutzmaßnahmen gebe, sagt die Virologin. Mit steigenden Infektionszahlen rechnet sie, "bis BA.5 sein Maximum erreicht hat".
Dass BA.4 und BA.5 infektiöser sind, daran besteht kein Zweifel mehr. Ob sie auch kränker machen, ist noch nicht abschließend geklärt. Sandra Ciesek hält dies für möglich, aber eben noch nicht für gesichert. Ebenso unsicher sind Hinweise aus ihrem Labor, dass eine Infektion mit BA.2. einen gewissen Schutz vor BA.5. bieten könnte. Das könnte die Sommerwelle etwas abbremsen.
Vierte Impfung derzeit noch nicht für alle empfohlen
Noch ist die Lage in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen entspannt. Selbst wenn BA.5 wieder mehr schwerere Erkrankungen hervorrufen sollte, könnte das Virus dennoch weniger Schaden anrichten als noch vor zwei Jahren, meint Ciesek, als es noch keine Corona-Impfungen und Covid-Medikamente gegeben habe.
Eine Impfung bietet nach wie vor Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf. Ciesek rät darum älteren oder Immungeschwächten Menschen zu einem Booster, wie ihn die STIKO empfiehlt. Gesunde müssten sich dagegen für die Sommerferien aber kein viertes Mal impfen lassen. Im Herbst könnte die Impfempfehlung jedoch ganz anders ausfallen.