NTRK-Genfusion: Krebsmittel Larotrectinib erhält Zulassungsempfehlung für die EU

Larotrectinib hemmt TRK-Fusionsproteine. Das neu Krebsmedikament könnte bald in der EU zugelassen werden
Nach Zulassungen in den USA, Kanada und Brasilien wird das Krebsmittel Larotrectinib vermutlich bald auch in der Europäischen Union zugelassen. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP, Committee for Medicinal Products for Human Use) hat soeben eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen. Larotrectinib wäre das erste Medikament in der EU mit einer tumor-unabhängigen Indikation. Der sogenannte TRK-Inhibitor wurde zur gezielten Behandlung von Tumoren mit einer NTRK-Genfusion entwickelt. Eine NTRK-Genfusion kann prinzipiell jedem soliden Tumor bei Kindern und Erwachsenen zugrunde liegen, insgesamt ist diese Veränderung aber eher selten.
NTRK-Genfusion ist ein seltenes Target bei soliden Tumoren
Für betroffene Patienten mit lokal fortgeschrittenen, metastasierten oder inoperablen soliden Tumoren könnte die Therapie mit dem zielgerichteten Medikament zusätzliche Lebensjahre bedeuten. In klinischen Studien wurde Larotrectinib in 29 verschiedenen Histologien untersucht, darunter Lungen- und Schilddrüsenkrebs, Melanom, Darmkrebs Bauchspeicheldrüsenkrebs, Gallengangskarzinome Sarkome und Hirntumore wie das Glioblastom.
Ansprechen mitunter länger als drei Jahre
Basis für die jetzt erfolgte Zulassungsempfehlung waren Studien mit insgesamt 102 Patienten mit einem Tumor des zentralen Nervensystems. 72 Prozent der Patienten sprachen auf das Mittel an, darunter 16 Prozent vollständig und 55 Prozent partiell. Zum Zeitpunkt der primären Datenanalyse war die mediane Dauer des Ansprechens noch nicht erreicht worden, wobei die Ansprechdauer zwischen mehr als 1,6 und mehr als 38,7 Monaten lag. Bei 75 Prozent der Patienten, die auf das Medikament ansprachen, dauerte das Ansprechen 12 Monate oder länger an. 88 Prozent der behandelten Patienten lebten noch ein Jahr nach dem Beginn der Behandlung. Die mediane Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung bzw. zum Tod (medianes progressions-freies Überleben, PFS) war zum Zeitpunkt der Datenanalyse ebenfalls noch nicht erreicht.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten Anämie, Gewichtszunahme, Fatigue, Schwindelgefühl, Parästhesie, Übelkeit, Myalgie und erniedrigte Leukozytenzahl. Drei Prozent der Patienten mussten die Behandlung aufgrund von unerwünschten Nebenwirkungen abbrechen.
Spezielle Diagnostik erforderlich
TRK-Fusionstumore entstehen, wenn sich eines der neurotrophen Tyrosin-Rezeptor-Kinase (NTRK)-Gene sich auf abnorme Weise mit einem anderen, nicht zusammenhängenden Gen verbindet. Dadurch wird ein anomales Protein, das TRK-Fusionsprotein, aktiv, das zu unkontrolliertem Zellwachstum führt. Die Diagnostik erfolgt mit speziellen Testmethoden, etwa dem Next Generation Sequencing.
Ob Larotrectinib in der EU zugelassen wird, wird die Europäische Kommission in den nächsten Monaten entscheiden.
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