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Nierentransplantierte sprechen schlecht auf Corona-Impfung an

Freitag, 22. Juli 2022 – Autor:
Nierentransplantierte sind auch nach mehrmaliger Impfung nur unzureichend vor Covid-19 geschützt. Das haben Impfstudien am Universitätsklinikum Heidelberg ergeben. Nur eine Maßnahme kann die Impfantwort verbessern - doch die ist nicht ohne Risiko.
Covid-Impfung schützt nierentransplantierte Patientinnen und Patienten nur unzureichend

Covid-Impfung schützt nierentransplantierte Patientinnen und Patienten nur unzureichend – Foto: © Adobe Stock/ Klaus Eppele

Nierentransplantierte müssen immunsupprimierende Medikamente einnehmen, damit das neue Organ nicht abgestoßen wird. Das drückt auch die Immunantwort nach einer Corona-Impfung. Forscher der Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) konnten dies jetzt in mehreren Impfstudien zeigen. Danach sind Nierentransplantierte auch nach mehrmaliger Impfung nur unzureichend vor einer Covid-Erkrankung geschützt. Eine Crux: Denn durch die Immununterdrückung haben die Patienten zugleich ein hohes Risiko, bei einer Covid-Infektion schwer zu erkranken.

Nur jeder dritte Patient bildet Antikörper

Aus den Impfstudien geht hervor: Nach der Zweitimpfung bildete nur knapp ein Drittel der 135 eingeschlossenen Patienten Antikörper gegen SARS-CoV-2 – im Gegensatz zu 100 Prozent in der gesunden Kontrollgruppe. Bei Patienten, die COVID-19 spezifische Antikörper nach der zweiten Impfung ausbildeten, wurden die Varianten Alpha, Beta und Delta signifikant schlechter neutralisiert als bei der gesunden Kontrollgruppe. Der Grund:  Die Menge an gebildeten Antikörpern war zu niedrig. Auch nach Drittimpfung bildeten mehr als 40 Prozent der Nierentransplantierten keine ausreichenden SARS-CoV-2-spezifischen Antikörper aus, um eine Infektion erfolgreich zu verhindern oder abzumildern. Insbesondere die nun vorherrschende Variante Omikron konnte den Impfschutz umgehen.

Alternative Impfstrategie

„Das deutlich eingeschränkte Impfansprechen unserer Patienten auch nach mehrmaligen Impfungen ist insbesondere im Hinblick auf die derzeit wieder steigenden Inzidenzen besorgniserregend“, sagt Studienleiterin Dr. Louise Bennin. Es sei daher dringend nötig, sich über alternative Impfstrategien für diese Patienten Gedanken zu machen.

Benning und Kollegen haben sich bereits Gedanken gemacht: Möglicherweise könnte eine Unterbrechung der Medikamenteneinnahme hilfreich sein. „Insbesondere Patienten mit einer dreifachen immunsuppressiven Therapie inklusive dem Wirkstoff Mycophenolsäure sprachen schlecht auf die Impfungen an“, sagt Benning. 

Kurze Medikamentenpause verbessert Impfantwort

In einer noch nicht veröffentlichten Studie pausierten die Patienten eine Woche vor bis vier Wochen nach der Impfung dieses Medikament, um dem Immunsystem eine bessere Chance zu bieten, auf die Impfung zu reagieren. Währenddessen wurde die Transplantatfunktion engmaschig kontrolliert.

Vorläufige Ergebnisse zeigen ein deutlich besseres Impfansprechen dieser Patienten ohne erhöhtes Abstoßungsrisiko. „Diese Ergebnisse stimmen vorsichtig optimistisch. Das Pausieren des Medikaments darf jedoch nur in enger Abstimmung mit dem Facharzt erfolgen, um das Spenderorgan nicht zu gefährden“, betont Dr. Benning. Ein Restrisiko bleibt so oder so.

Für ihre Impfstudien ist Dr. Louise Benning mit dem Anita und Friedrich Reutner Preis der Medizinischen Fakultät Heidelberg ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und ehrt junge Forschende der Medizinischen Fakultät, die noch keine etablierte Position innehaben.

Hauptkategorien: Corona , Medizin
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