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Neues Verfahren verbessert Therapie von Angststörungen

Montag, 26. Oktober 2015 – Autor:
Angststörungen sind sehr häufig, insbesondere spezifische Phobien. Forscher haben nun eine Methode zur Verbesserung der Expositionstherapie entwickelt, die dazu beitragen soll, Phobien effektiver zu bekämpfen und Rückfälle zu vermeiden.
Angststörungen sind heilbar

Rund zehn Prozent aller Deutschen leiden unter Phobien

Angst ist ein normales Gefühl, das zum Leben gehört. Allerdings kann sie so stark werden, dass sie die Betroffenen in ihrem Alltagsleben stark einschränkt. Die häufigsten Angststörungen sind die sogenannten spezifischen Phobien, also übermäßige Ängste vor Situationen oder Objekten wie Tieren, Blut, Höhe oder Enge. Gerade die Phobien gelten allerdings als sehr gut behandelbar. Meistens wird dabei die sogenannte Expositionstherapie eingesetzt, bei der die Patienten wiederholt mit dem angstauslösenden Objekt oder der Situation konfrontiert werden. Regensburger Forscher haben nun eine Methode entwickelt, welche die Effektivität der Expositionstherapie verbessern und dazu beitragen soll, Rückfälle zu vermeiden.

Graduelle Extinktion hilft, Rückfälle zu vermeiden

Die Forscher um Professor Andreas Mühlberger und Dr. Youssef Shiban vom Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Regensburg konnten zeigen, dass die Rückfallquote sinkt, wenn die Frequenz der Präsentation eines unangenehmen Reizes bei der Expositionstherapie kontinuierlich reduziert wird (graduelle Extinktion) anstatt abrupt zu verschwinden. Für ihre Untersuchungen teilten sie 31 gesunde Probanden zufällig einer von zwei Untersuchungsgruppen zu – einer Gruppe für das Standardverfahren und einer für die graduelle Extinktion. Zunächst wurde bei allen Probanden durch die wiederholte Paarung eines neutralen Reizes mit einem unangenehmen Reiz eine Angstreaktion vor dem neutralen Reiz erzeugt. Anschließend versuchten die Forscher, diese Angst wieder zu löschen. Als unangenehmer Reiz wurde ein kurzer intensiver Luftstoß verwendet, der den Probanden am Hals appliziert wurde. Die neutralen Stimuli waren eine Spinne und ein Skorpion, wobei die Spinne mit dem unangenehmen Luftstoß gepaart wurde.

Das Ausmaß der Angst wurde anhand von verschiedenen Variablen wie zum Beispiel der Hautleitfähigkeit gemessen. Danach wurde die Angst wieder gelöscht. Bei dem Standardverfahren wurde dazu der ursprünglich neutrale Stimulus wiederholt präsentiert, und zwar dieses Mal ohne unangenehmen Reiz, während bei der der graduellen Extinktion das Auftreten des Luftstoßes allmählich reduziert wurde, bis der unangenehme Reiz letztendlich ganz ausblieb. Dabei zeigte sich, dass das Risiko für eine Rückkehr der Angst durch die graduelle Extinktion signifikant reduziert werden konnte.

Teufelskreis der Angst

Angststörungen zeigen sich in unterschiedlichen Formen, als Phobien, Panikstörungen oder generalisierte Angststörungen. Zudem gibt es gemischte Angststörungen, bei denen die Ängste zum Beispiel als Symptom einer zugrundeliegenden Depression oder einer anderen psychischen Erkrankung auftreten. Angststörungen sind mit starken körperlichen und seelischen Symptomen verbunden. Durch die Angst vor der Angst entsteht häufig ein Teufelskreis, und nicht selten ziehen sich Betroffene nach und nach ganz aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Daraus entstehen weitere Probleme und Folgeerkrankungen, und auch Suizide treten häufig als Folge von Angsterkrankungen auf. Daher ist eine sichere und nachhaltige Methode zur Bekämpfung von Angststörungen besonders wichtig.

Foto: © Kalim - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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