Die Trigeminusneuralgie gehört zu den schlimmsten chronischen Schmerzerkrankungen. Schon kleinste Reize des «Nervus trigeminus». wie etwa ein Windzug können heftigste Schmerzattacken im Gesicht auslösen. Herkömmliche Therapien sind mit belastenden Nebenwirkungen verbunden. Hoffnung macht nun ein neuer Wirkstoff: In einer internationalen Phase II Studie wurde der Natriumkanal-Blocker «BIIB074» auf Wirksamkeit und Verträglichkeit untersucht. Das Ergebnis ist vielversprechend: Die Schmerzen konnten auf ein erträgliches Niveau gesenkt werden, zudem traten kaum Nebenwirkungen auf. „Im Unterschied zu herkömmlichen Medikationen, die oft zu Müdigkeit und Konzentrationsstörungen führen, ist BIIB074 nicht nur wirksam, sondern auch äußerst gut verträglich», berichtet Zahnmediziner Dominik Ettlin vom Universitätsklinikum Zürich (UZH).
Schmerzabhängige Blockade
BIIB074 hemmt den Natriumkanal 1.7 – und zwar in Abhängigkeit von dessen Aktivitätszustand: Je aktiver dieser Natriumkanal ist, desto stärker wird er durch den Wirkstoff gehemmt. Bei bisher verwendeten Wirkstoffen wurde der Natriumkanal «1.7» dagegen unabhängig von der Nervenaktivität blockiert, was mit belastenden Nebenwirkungen einherging.
Der Natriumkanal «1.7» kommt häufig bei schmerzleitenden Nerven vor und ist umso aktiver, je stärker die Schmerzen sind. Eine Blockade dieses Natriumkanals – etwa mittels einer Lokalanästhesie – könnte den Schmerz stoppen. Doch da der Nervenschaden bei der Trigeminusneuralgie an der Schädelbasis vermutet wird, kann er nicht mit einer lokalen Injektion therapiert werden, sondern erfordert eine medikamentöse Behandlung.
Folgestudie geplant
Ob BIIB074 eines Tages für die Behandlung der Trigeminusneuralgie zugelassen wird, entscheidet sich in weiteren Studien. Ettlin: „Wir werden nun in einer weiteren Studienphase den neuen Wirkstoff mit deutlich mehr Probanden prüfen. Dies wird uns zeigen, wie berechtigt die neue Hoffnung auf eine wirksamere Schmerzlinderung ist.“
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