Neuer Wirkstoff gegen Neurodermitis erfolgreich getestet
Forscher um Prof. Andreas Wollenberg waren an einer internationalen Studie zur Behandlung von Patienten mit atopischem Ekzem - so der Fachbegriff - beteiligt. Neurodermitis ist für viele Patienten eine Heimsuchung. Die Haut entzündet sich ohne erkennbaren äußeren Anlass. Sie wird rot und juckt, und das in schweren Fällen großflächig und anhaltend. Kleinkinder trifft es besonders oft, mit meist mildem Verlauf. Fast jedes vierte Kind erkrankt vorübergehend.
Erwachsene sind seltener, dafür oft schwerer betroffen. Bei allen Patienten ist ein bestimmter Teil des Immunsystems überaktiviert, der sogenannte TH2-Arm, der Infektionen mit Parasiten wie etwa Bandwürmer bekämpft. Nur dass Neurodermitis-Patienten gar nicht mit Parasiten infiziert sind. Der TH-2-Arm unterliegt also einem Fehlalarm und löst damit eine Dauer-Entzündung in der Haut aus.
Kortison hat mehr Nebenwirkungen
Klassische entzündungsbekämpfende Medikamente wie Kortison blockieren nicht nur den TH2-Arm, sondern alle Arme des Immunsystems - auch jene gegen Viren, Bakterien oder Krebszellen. „Dupilumab hemmt ausschließlich den TH2-Arm“, erklärt Wollenberg, „und genau so wollen wir es auch haben.“ Je selektiver ein Medikament wirkt, umso weniger Nebenwirkungen sind zu erwarten und desto besser verträglich ist eine Arznei.
An der neuen Studie, die im Fachblatt NEJM erschien, nahmen fast 1.400 Erwachsene mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis teil. Zwei Drittel der Patienten bekam vier Monate lang Dupilumab verabreicht – in Form von Spritzen in den Bauch, die wöchentlich oder alle zwei Wochen gegeben wurden. Die restlichen Patienten erhielten ebenfalls Spritzen in den Bauch, allerdings nur mit einem Scheinmedikament (Placebo).
Dupilumab: Neuer Wirkstoff gegen Neurodermitis erfolgreich getestet
Dann hieß es: Warten. Denn Dupilumab braucht vier bis sechs Wochen, ehe es seinen vollen Effekt entfaltet. Mit der Zeit verschwanden bei einem Drittel der mit dem Wirkstoff behandelten Patienten zuerst die Hautekzeme, etwas später auch der Juckreiz. „Ein großer Erfolg“, wie Andreas Wollenberg findet. Der Effekt hält etwa drei Monate lang an. Auch bei den restlichen behandelten Patienten besserten sich die Symptome deutlich. Es zeigten sich in der Studie keine schweren Nebenwirkungen. Vereinzelt kam es zu leichten Infektionen.
„Wir werden höchstwahrscheinlich eine neue Alternative für die Behandlung unserer Patienten bekommen“, sagt der Hautspezialist – auch wenn es in Deutschland noch eine weitere Studie braucht, bevor Dupilumab auf den Markt kommen kann.
Foto: miamariam/fotolia.com