Neuer Fleischersatz mit natürlichem Vitamin B 12 soll vegetarische Ernährung verbessern

Eine vegane Fleischalternative nutzt Obst- und Gemüsereste. Durch bestimmte Gärungsprozesse entsteht natürliches Vitamin B12
Schreckliche Massentierhaltungsbedingungen, Corona-Ausbrüche in Schlachthöfen - immer mehr Menschen vergeht der Appetit auf Fleisch. Laut aktuellen Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sind sechs Prozent der Bundesbürger Vegetarier oder Veganer – Tendenz steigend. Viele Menschen verringern zudem ihren Fleischverbrauch. Damit schlagen sie gleich drei Fliegen mit einer Klappe: Sie tun etwas, für die Tiere, die Umwelt und für ihre Gesundheit.
Soja geht auf Kosten des Regenwalds
Die Industrie hat das Potenzial erkannt und füllt die Supermarktregale mit Fleischersatzprodukten wie Weizenbratlingen oder herzhaften Spezialitäten aus Soja. Soja ist jedoch fast genauso wenig nachhaltig wie Fleisch, weil für dessen Anbau Regenwald gerodet werden muss und Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden.
Vegetarier und Veganer müssen Vitamin B12 ersetzen
Pflanzliche Ernährung gilt zwar generell als viele gesünder, enthält aber kein Vitamin B12, das bei vielen Vorgängen im menschlichen Körper eine wichtige Rolle spielt. Vegetarier und Veganer müssen vor allem dieses Vitamin durch entsprechende B-Präparate ersetzen und auch auf ihre Eisen- und Vitamine-D-Werte achten. Vitamin B ist ausschließlich in Fleisch enthalten, Vitamin D dagegen hauptsächlich in Fisch.
Neuer Fleischersatz enthält natürliche Vitamine
Eine neue Fleischalternative der Hochschule Hamm-Lippstadt soll nun beide Vitamine enthalten. Dafür werden Pilze, Obst- und Gemüsereste, zum Beispiel aus der Saftproduktion, fermentiert und mit Hilfe von ultraviolettem Licht eine in den Pilzen enthaltene natürliche Substanz zu Vitamin D2 umgewandelt. „Darüber hinaus reichern Mikroorganismen das Produkt auf natürliche Weise mit B12 an und machen so die Zugabe künstlicher Vitamine überflüssig“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Thomas Kirner. Es entstehe eine protein- und vitaminreiche vegane Biomasse, die man zu einem leckeren Fleischersatz weiterverarbeiten könne.
Regionale Obst- und Gemüsereste verwertet
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt mit 425.000 Euro, das die Hochschule Hamm-Lippstadt in Kooperation mit Quh-Lab Lebensmittelsicherheit (Siegen) und Oltmer Food Consulting (Edewecht) durchführt. „Mit diesem Verfahren kann die Versorgung mit lebenswichtigen Vitaminen bei rein pflanzlicher Ernährung leichter sichergestellt werden“, erläutert der DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. "Durch das Verwenden regional anfallender Reststoffe aus der Getränke- und Lebensmittelproduktion können diese nutzbar gemacht, lange Transportwege vermieden und der ländliche Raum aufgewertet werden."
Im Labor soll die Methode bereits erfolgreich getestet worden sein. Jetzt müssen die Forscher noch einen einheitlichen Prozess zu entwickeln, damit der Fleischersatz auch immer die Vitamine enthält, die er verspricht.
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