Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Neue Methode schafft Klarheit bei Reizdarm

Mittwoch, 19. November 2014 – Autor:
Bei einem Reizdarm lässt sich oft nicht genau bestimmen, was die Ursache der Beschwerden ist. Mit einer neuen Methode, der konfokalen Endomikroskopie, lässt sich feststellen, ob, und wenn ja, welche Nahrungsmittel die Ursache für die Probleme sind.
Ursachen des Reizdarms

Die Ursachen eines Reizdarms sind oft unklar. – Foto: absolutimages - Fotolia

Millionen Menschen in Deutschland leiden unter einem Reizdarm (RDS). Typische Symptome sind Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung oder Durchfälle, die sich häufig durch Stress verschlechtern. Reizdarmpatienten vermuten oft bestimmte Nahrungsmittel als Trigger, nachweisen lässt sich dies jedoch meistens nicht. Viele Betroffenen leiden deshalb über Jahre hinweg unter den Beschwerden und erhalten oft falsche Diagnosen. Kieler Forscher haben nun eine Methode entwickelt, die zeigen kann, ob Nahrungsmittel die Reizdarmsymptome auslösen, und wenn ja, welche.

Bei der konfokalen Endomikroskopie tastet zunächst ein Laser mit einem Mikroskop die Gewebeoberfläche ab, woraus sich ein Graustufenbild erstellen lässt. Dieses zeigt die histologische Beschaffenheit des Darms. Sogar Zellen und Bakterien werden dabei sichtbar, ebenso wie die Beschaffenheit des Epithels. Dann wird eine Art Prick-Test für den Darm erstellt. Die Methode wurde nun bei 36 Reizdarmpatienten geprüft; als Kontrolle dienten zehn Patienten mit Barrett-Ösophagus.

Reizdarm: Reaktion auf Nahrungsmittel innerhalb von Minuten

Die Wissenschaftler um Dr. Annette Fritscher-Ravens von der Abteilung „Experimentelle Endoskopie“ der Universität in Kiel leiteten über das Endoskop eine Lösung mit den vier häufigsten unverträglichen Nahrungsmitteln (Kuhmilch, Soja, Hefe und Weizen) und eine Placebo-Lösung direkt auf die Darmschleimhaut und dokumentierten die Reaktionen. So bestimmten sie unter anderem die Dichte der intraepithelialen Lymphozyten und erfassten Lecks im Epithel, indem sie den Patienten zuvor den Farbstoff Fluoreszein verabreichten. Strömte dieser in das Darminnere, leuchtete er im Laserlicht auf.

22 der 36 Reizdarmpatienten zeigten innerhalb von wenigen Minuten eine Akutreaktion auf mindestens eine der Testlösungen. Dabei stieg in der Regel zunächst die Zahl der Lymphozyten im Epithel stark an, dann brach das Epithel an bestimmten Stellen auf, worauf die fluoreszeinhaltige Flüssigkeit eruptionsartig aus dem Gewebe in das Darminnere schoss. Dreizehnmal reagierten Patienten auf Weizen, neunmal auf Milch, sechsmal auf Hefe und viermal auf Soja. Damit scheint sich der Verdacht zu bestätigen, dass viele Reizdarmpatienten problematisch auf Gluten reagieren.

Diät lindert Reizdarmsymptome

Die zehn Kontrollpatienten und 14 der Reizdarmpatienten zeigten keine auffälligen Reaktionen. Die Forscher empfahlen anschließend den Betroffenen mit positivem Befund eine Diät, bei der die jeweils triggernden Nahrungsmittel weggelassen werden sollten. Diejenigen mit negativem Befund erhielten keine speziellen Ernährungsempfehlungen. Die Erfolge der Diät bestätigten die Forschungsresultate: Schon nach vier Wochen waren die Beschwerden bei 19 von 22 Patienten um mehr als 50 Prozent zurückgegangen, bei sechs Patienten waren sie sogar ganz verschwunden. Nach einem Jahr war dieser Erfolg erhalten geblieben, so dass die Forscher einen reinen Placeboeffekt der Diät ausschließen konnten.

Gerade für Reizdarmpatienten, die bisher keine Ursachen für ihre Beschwerden finden konnten, ist nach Ansicht der Forscher die konfokale Endomikroskopie ein vielversprechender Ansatz. Die Wissenschaftler vermuten zudem, dass außer den vier getesteten Nahrungsmitteln noch andere Substanzen Auslöser des Reizdarms sein können und somit bei noch mehr Reizdarmpatienten eine Nahrungsmittel-Überempfindlichkeit nachgewiesen werden kann.

Foto: © absolutimages - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Darm

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin