Die letzte Grippewelle im Winter 2012/2013 dauerte fast vier Monate und hatte mit geschätzten 3,4 Krankschreibungen den höchsten Wert in den letzten zehn Jahren erreicht. 7,7 Millionen influenzabedingte Arztbesuche – das war laut Robert Koch-Institut (RKI) ebenfalls ein Spitzenwert, nur in der Grippe-Saison 2004/2005 war diese Zahl noch höher. Ein schöner Anlass für das Robert Koch-Institut (RKI) und andere Institutionen in diesem Jahr besonders eindringlich zur Grippeimpfung aufzurufen. „Der vergangene Winter erinnert daran, wie unterschiedlich Grippewellen verlaufen können und dass der Verlauf nicht vorhersagbar ist“, betonte RKI-Präsident Reinhard Burger. „Die Schutzmöglichkeiten durch Impfung und Hygiene sollten immer genutzt werden.“
Verlauf von Grippewellen nicht vorhersagbar
Neben den inaktivierten saisonalen Impfstoffen, die bereits seit September zur Verfügung stehen, gibt es einige interessante Zuwächse bei den Grippeimpfstoffen. Erstmals steht in dieser Saison für Kinder ab zwei Jahren und Jugendlich bis 18 Jahre ein abgeschwächter Lebendimpfstoff zur Verfügung. Der Impfstoff wird als Nasenspray verabreicht und soll die Akzeptanz der Impfung bei den Kleinen und ihren Eltern erhöhen. Die STIKO empfiehlt diese Grippeimpfung für Kinder bis sechs Jahre.
Für über 65-Jährige haben Forscher einen Impfstoff entwickelt, der durch das sogenannte Adjuvanz MF 59 verstärkt wurde. Diese Verstärkung soll für mehr schützende Antikörper gegen Grippeviren sorgen, da der Impfschutz bei älteren oft weniger effektiv ist als bei jüngeren. „Die verstärkende Wirkung ist da, jedoch nicht ganz so stark wie erhofft“, sagt der Präsident der Gesellschaft für Virologie (GfV) Professor Dr. Thomas Mertens und gleichzeitig Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO).
Ältere Menschen sollten sich nicht zu früh impfen lassen
Mertens betonte, dass für einen optimalen Impfschutz nicht nur die Auswahl des Impfstoffs, sondern auch der Impfzeitpunkt entscheidend sei. Vor allem ältere Menschen sollten sich nicht zu früh impfen lassen: „Im Alter entwickeln sich nach einer Influenza-Immunisierung zwar Antikörper, ihre Zahl nimmt aber rascher ab als bei jüngeren Menschen“, sagte Mertens. Deshalb sollte die Grippeimpfung nicht gleich zu Saisonbeginn erfolgen. „Sinnvoll ist die Zeit zwischen Ende Oktober und Anfang November“, so der Virologe.
Nach RKI-Informationen soll es darüber hinaus für Menschen mit einer Hühnereiweißallergie wieder einen Impfstoff geben, der in Zellkulturen und nicht in Bruteiern hergestellt wird. Schließlich soll in dieser Saison auch ein Impfstoff mit einer zusätzlichen B-Komponente zur Verfügung stehen.
Neue Grippe-Impfstoffe
Ob die neuen Impfstoffe und der Eindruck der vergangenen „harten“ Grippewelle mehr Menschen zur Grippeimpfung bewegen wird, ist noch unklar. Insbesondere bei Personen mit höherem Erkrankungs- oder Komplikationsrisiko wie etwa chronisch Kranke oder medizinisches Personal sind die Impfquoten seit Jahren viele zu niedrig. Befürchtungen, dass die Impfung bei immungeschwächten Patienten eine Grippe auslöst, kann Experte Mertens dagegen ausräumen: „Eine Grippe kann der Totimpfstoff nicht auslösen und der Schutz des einzelnen und der Bevölkerung vor einer Influenza überwiegt bei Weitem das Risiko von Nebenwirkungen.“ Dieses sei bei den verwendeten Impfstoffen sehr, sehr gering.
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