Neue Datenlage stellt PSA-Test in besseres Licht

Urologen zum PSA-Test: Für eine allgemeine Screening-Empfehlung ist die Zeit noch nicht reif, wohl aber für einen Baseline-Test – Foto: jarun011 - Fotolia
Die PLCO-Studie „Prostate, Lung, Colorectal, and Ovarian (PLCO) Cancer Screening Trial“ galt bislang als eine der wichtigsten Studien zur Bewertung des Nutzens eines PSA-Tests. Die Auswertung aus dem Jahr 2009 hatte gezeigt, dass ein jährliches Screening keinen Unterschied hinsichtlich der Sterblichkeit an Prostatakrebs macht. Es wurden nämlich keine signifikanten Unterschiede zwischen der Screening-Gruppe und dem Kontrollarm gefunden. Nicht zuletzt deshalb ist der PSA-Test bislang kein Bestandteil der Regelversorgung.
Unzulänglichkeiten der PLCO-Studie aufgedeckt
Doch im Sommer 2016 kam ans Licht, dass sich die Ergebnisse nicht mehr halten lassen. Im Rahmen einer erneuten Analyse stellte sich heraus, dass sich 90 Prozent der angeblich Nicht-Getesteten entgegen dem Studienprotokoll doch haben testen und wenn erforderlich auch therapieren lassen. In der Studie wurden demnach zwei Gruppen verglichen, die beide fast gleich häufig PSA getestet wurden. „Es verwundert nicht, dass dabei kein relevanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen gefunden werden konnte“, sagt dazu der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), Prof. Maurice Stephan Michel.
Dass die Ergebnisse der PLCO-Studie nun mehr für ein PSA-Screening sprechen als dagegen, ist die eine Sache. Die andere sind die Ergebnisse einer weiteren Studie: Die ERSPC-Studie hatte jüngst gezeigt, dass die Prostatakrebsmortalität durch ein PSA-Screening in 13 Jahren um rund 20 Prozent gesenkt werden kann. Beides zusammen hat aus Sicht des Experten Michel eine Neubewertung des Stellenwertes des PSA-Tests eingeleitet. Dennoch halten sich die Urologen bislang mit ihren Forderungen zurück: Der PSA-Test bleibe auch nach aktueller Einschätzung der DGU und des Berufsverbandes der Deutschen Urologen ein zweischneidiges Instrument, „dessen Einsatz im Spagat zwischen Nutzen und Folgen wohl abgewogen sein sollte - in einer individuellen Entscheidung des durch einen Facharzt für Urologie gut informierten Patienten“, so Michel.
Urologen empfehlen einen PSA-Test mit 40 Jahren
Heißt im Klartext: Ein Screening aller Männer zur Früherkennung von Prostatakrebs wird von den Urologen im Moment noch nicht empfohlen. Vielmehr sprechen sich die Fachgesellschaften für einen einmaligen PSA-Test ab dem 40. Lebensjahr aus. „Der so genannte Baseline-PSA im Alter von 40 oder 45 Jahren gibt eine gute Information über das individuelle Risiko, irgendwann später an einem Prostatakarzinom zu erkranken“, sagt DGU-Präsident Prof. Dr. Tilman Kälble. Je nach Höhe dieses Wertes könne dann angemessen reagiert werden, insbesondere wenn es bei jüngeren Männern familiäre Vorbelastungen gebe. „Von dieser Konstellation hängen auch die Kontrollintervalle ab, die bis zu fünf Jahre betragen und lebensrettend sein können“, so Kälble. Darüber hinaus halten die Experten eine weitere Testung zwischen dem 55. und 70. Lebensjahr für sinnvoll. Werde nach diesem Grundsatz verfahren, könnte das Risiko einer Übertherapie minimiert werden.
Nutzen und Risiko mittlerweile ausgeglichen
Inzwischen hält auch die U.S. Preventive Services Task Force (USPSTF), die den PSA-Test 2012 noch negativ bewertete, das Nutzen-Risiko für ausgeglichen. Männer zwischen 55 und 69 Jahren sollten demnach gemeinsam mit ihrem Arzt eine individuelle Entscheidung über den PSA-Test treffen.
Für ein regelmäßiges Screening wie etwa bei der Brustkrebsfrüherkennung wollen sich die Urologen aus Deutschland dagegen nicht stark machen. Dafür sei es noch zu früh, heißt es au den Fachkreisen. Und auch die Forderung, den PSA-Test zur Kassenleistung zu machen, ist derzeit kein Thema: Man wolle abwarten, bis die Datenlage stark genug sei, um den Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) vom Nutzen des PSA-Tests zu überzeugen.
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