Die Neurodermitis kommt häufig vor. Kleinkinder trifft es besonders oft, mit meist mildem Verlauf. Fast jedes vierte Kind erkrankt vorübergehend. Erwachsene sind seltener, dafür oft schwerer betroffen.
Bei der Neurodermitis (atopische Dermatitis) verändert sich sichtbar die Haut. Sie entzündet sich, wird rot und brüchig. Dazu kommen die subjektiven Beschwerden des Patienten: wie fühlt er sich, wie schläft er, wie sehr juckt die Haut. Auch die Lebensqualität der Patienten kann durch die Erkrankung eingeschränkt sein. Unlängst wurde unter Beteiligung von LMU-Dermatologen ein neues Medikament erprobt, das vor allem die objektiven Symptome wesentlich verbessert.
Größte Probleme: Juckreiz und Schlaflosigkeit
An der neuen Phase-II-Studie nahmen 264 Patienten am Klinikum der Universität München sowie in Krankenhäusern in Japan, Polen und den USA teil. Die Neurodermitis dieser Patienten war mit Salben, Cremes und anderen Mitteln nicht in den Griff zu bekommen, wobei Juckreiz und Schlaflosigkeit die größten Probleme darstellten.
Ein Teil der Patienten bekam den neuen Wirkstoff namens Nemolizumab einmal monatlich unter die Haut gespritzt. Der Rest der Patienten erhielt ein Placebo ohne Wirkstoff. Nemolizumab blockiert den Rezeptor für Interleukin 31, ein Botenstoff des Immunsystems, der letzlich das Jucken auslöst.
Nemolizumab gegen Neurodermitis mit Erfolg getestet
Fazit nach Ende der dreimonatigen Studiendauer: „Im Vergleich zu den Placebo-Patienten spürten die mit Nemolizumab behandelten Studienteilnehmer erheblich weniger Juckreiz“, sagt Andreas Wollenberg, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie in einer Mitteilung der LMU. „Sie schliefen länger und besser, weil sie sich nachts weniger kratzen mussten.“ Der Effekt trat rasch ein. Nach ein paar Wochen besserten sich auch die objektiven Beschwerden der Neurodermitis.
Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt im New England Journal of Medicine veröffentlicht. Nebenwirkungen wurden kaum beobachtet. Allerdings lassen sich in einer Phase-II-Studie nur häufige Nebenwirkungen nachweisen. Um auch seltene Nebenwirkungen statistisch zu erfassen, braucht es eine größere Phase-III-Studie, bei der das Medikament an vielen hundert Patienten getestet wird. Diese ist bereits geplant.
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