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Neigt ein Dickdarmtumor zur Metastasenbildung?

Montag, 16. März 2009 – Autor:
Krebsforscher des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch und der Charité - Universitätsmedizin Berlin haben ein Gen identifiziert, mit dem sie erstmals und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen können, ob ein Dickdarmtumor zur Metastasenbildung neigt. Das Metastasen-Gen soll künftig Therapieentscheidungen erleichtern.
Neigt ein Dickdarmtumor zur Metastasenbildung?

© dimdimich - Fotolia.com

Wie die Forschergruppe um Dr. Stein, Prof. Schlag und Prof. Birchmeier zeigen konnte, fördert das Gen MACC1 (Metastasis-Associated in Colon Cancer) nicht nur das Krebswachstum sondern auch die Metastasenbildung. Die Forscher stellten fest, dass Patienten mit Dickdarmkrebs eine günstigere Lebenserwartung haben, wenn die Aktivität von MACC1 niedrig ist, als Dickdarmkrebspatienten mit hohen MACC1-Werten.

Das jetzt auf Chromosom 7 entdeckte Gen MACC1 schaltet - den Wissenschaftlern zufolge - einen Signalpfad in der Zelle an, der für das Krebswachstum und insbesondere für die Absiedlung von Tumorzellen entscheidend ist. Wissenschaftler nennen ihn kurz HGF/Met Signalpfad. Aktiviert MACC1 den HGF/Met Pfad, können die Krebszellen stärker wachsen, sich aus ihrem Zellverband lösen und sich als Tochtergeschwülste in weit vom Ursprungstumor entfernten Organen ansiedeln.

Patienten mit Risiko für Metastasenbildung früher identifizieren

Diese Erkenntnis soll Ärzten nun dabei helfen, solche Patienten früher zu identifizieren, die ein hohes Risiko haben, lebensbedrohliche Tochtergeschwülste in Leber und Lunge zu bekommen. Ziel sei es, diese dann intensiver zu behandeln und nachzubeobachten, als Patienten mit weniger aggressiven Tumoren, so die Forscher.

Allein in Deutschland erkranken jährlich rund 73 000 Menschen an Darmkrebs. Trotz Operation, Chemo- und Strahlentherapie wird nur etwa die Hälfte der betroffenen Patienten geheilt. Das liegt daran, dass bei etwa 20 Prozent der Darmkrebspatienten bereits bei der Diagnose Metastasen festgestellt werden und bei etwa einem weiteren Drittel der Patienten Metastasen trotz erfolgreicher Ersttherapie auftreten.

Darmkrebspatienten mit aktivem Gen brauchen eine intensivere Therapie

Dem Gen auf die Spur kamen die Wissenschaftler des MDC und der Charité durch den Vergleich von gesundem Gewebe mit Gewebeproben von 103 Darmkrebspatienten im Alter zwischen 20 und 88 Jahren. Patienten mit hohen MACC1-Werten im Tumorgewebe hatten eine sehr viel grösseres Metastasen-Risiko und damit eine ungünstigere Überlebensprognose als Patienten, bei denen das Gen nur sehr wenig aktiv ist.

"Das heisst aber auch, das Metastasen-Gen hilft zukünftig wahrscheinlich zu entscheiden, ob ein Patient eine intensivere Therapie benötigt, oder ob sie ihm erspart werden kann", betonen die Forscher. Sie gehen davon aus, dass "die Expressionsanalyse von MACC1 im Primärtumorgewebe wahrscheinlich zu einer weiteren Individualisierung und Optimierung der Therapie beim Dickdarmkrebs beitragen kann."

Jetzt wollen die Wissenschaftler von MDC und Charité mit ihren Kollegen prüfen, ob das Gen MACC1 auch bei anderen Tumoren, wie z. B. Lungen-, Brust- und Magenkrebs, eine genauere Vorhersage über den Verlauf einer Krebserkrankung erlaubt.

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