Nebenwirkungen von Magensäureblockern nicht unterschätzen
Sie werden bei Reflux, Magengeschwüren und anderen säureassoziierten Magenerkrankungen eingesetzt: Magensäureblocker gehören zu den meist verkauften Arzneimitteln in Deutschland. 2015 wurden rund 3,7 Milliarden Tagesdosen davon verordnet. Viele Patienten nehmen den Magenschutz aus guten Gründen langfristig ein. Doch nun mehren sich Hinweise auf unerwünschte Nebenwirkungen. Beobachtet wurden vor allem ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche sowie Veränderung der Darmflora. Verschiedene Untersuchungen zeigten auch, dass die Rate an Darminfektionen mit Erregern wie Clostridium difficile oder Campylobacter nach langfristiger Einnahme zunahm.
Unkritischen Einsatz hinterfragen
Allerdings scheint die Datenlage im Moment noch nicht eindeutig zu sein. „Bei vielen der vermuteten Nebenwirkungen ist die Studienlage bislang noch dürftig und teils auch widersprüchlich“, sagt Professor Dr. med. Christian Trautwein, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Dennoch sollten die aktuellen Hinweise Anlass dazu geben, die bislang recht unkritische Verschreibung und Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren zu überdenken.
Magensäureblocker werden oft auf eigene Faust bei Aufstoßen, Völlegefühl oder Übelkeit eingenommen. Auch bei Reizmagen werden sie verordnet. Aus Sicht des Magen-Darm-Spezialisten besteht die Gefahr, dass daraus eine Dauereinnahme wird, die vor dem Hintergrund der Nebenwirkungen nicht gerechtfertigt sei. Außerdem sei bekannt, dass ein abruptes Absetzen es bei manchen Patienten zu einer überschießenden Produktion von Magensäure führe. „Dann treten die Symptome, gegen die das Medikament eingenommen wurde, eine gewisse Zeit lang sogar noch verstärkt auf“, warnt Trautwein. Dies führe nicht selten dazu, dass Patienten das Medikament dann weiter einnehmen und langfristig dabei bleiben.
Nur unter ärztlicher Aufsicht
Auf keinen Fall sollten die Medikamente langfristig, also länger als acht Wochen, ohne ärztliche Überwachung eingenommen werden. Außerdem muss die Diagnose stimmen. Laut DGVS sind Magensäureblocker angebracht bei Refluxkrankheit, der gastroduodenalen Ulkuskrankheit, Barrett-Ösophagus oder des Zollinger-Ellison-Syndroms. In manchen Fällen ist auch ihr Einsatz als Magenschutz sinnvoll und wichtig, etwa wenn bestimmte Schmerzmittel wie Acetylsalicylsaure oder nichtsteroidale Antirheumatika eingenommen werde. Bei anderen Indikationen sollte der Arzt das Nutzen-Risiko-Verhältnis gründlich abwiegen, bevor er einen Magensäureblocker verschreibt.
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