Nahrungsergänzungsmittel: Vitamine und Mineralstoffe oft zu hoch dosiert

In Multivitaminpräparaten steckt oft mehr drin, als gesund ist – Foto: ©Kunstzeug - stock.adobe.com
31 Prozent der Frauen und 24 Prozent der Männer in Deutschland nehmen regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel ein. Vitamine und Mineralstoffe sind darin oft zu hoch dosiert. Das kann mit Gesundheitsrisiken verbunden sein.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) veröffentlichte 2018 Höchstmengenvorschläge (HMV) für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln. Ob die im deutschen Einzelhandel angebotenen Nahrungsergänzungsmittel diese Höchstmengen aber tatsächlich einhalten, war nicht bekannt.
106 freiverkäufliche Nahrungsergänzungsmittel untersucht
In einer Studie untersuchten Forscher der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd und der HAW Hamburg beispielhaft Nahrungsergänzungsmittel aus dem stationären Einzelhandel. Der Beitrag ist in der Zeitschrift Aktuelle Ernährungsmedizin erschienen.
Dafür nahmen die Wissenschaftler 106 freiverkäufliche Nahrungsergänzungsmittel - darunter 30 Einzelvitaminpräparate, elf Einzelmineralstoffpräparate, 44 Multivitaminpräparate, elf Multimineralpräparate und zehn Multivitamin- und Multimineralstoffpräparate - aus einem Reformhaus, einem Supermarkt und zwei Drogerien hinsichtlich ihrer Mikronährstoffdosierungen unter die Lupe.
52 Prozent der Präparate überschritten HMV
Für die Analysen verglichen sie die Nährstoffangaben auf den Verpackungen der Präparate mit den jeweiligen HMV für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln. Ergebnis: Von 106 Nahrungsergänzungsmitteln wiesen 55 Präparate (52 Prozent) eine Überschreitung bei mindestens einem Mikronährstoff auf.
Am häufigsten wurde die HMV bei Multivitamin- und Multimineralstoffpräparaten (80 Prozent der Präparate) überschritten. Je nach Mikronährstoff lagen die relativen Abweichungen zwischen 20 Prozent (Kalium) und 700 Prozent (Vitamin B12) des HMV.
Nahrungsergänzungsmittel: Vitamine und Mineralstoffe zu hoch dosiert
Bei Nahrungsergänzungsmitteln waren Vitamine und Mineralstoffe also oft zu hoch dosiert. "Die Untersuchung zeigt, dass mehr als die Hälfte der untersuchten Nahrungsergänzungsmittel aus dem stationären Einzelhandel die Höchstmengenvorschläge für Vitamine und Mineralstoffe überschreiten. Das ist bedenklich, da mit dem Gebrauch von hoch dosierten Vitamin- und Mineralstoffpräparaten gesundheitliche Risiken einhergehen können, insbesondere wenn diese häufig eingenommen werden", resümiert Prof. Petra Lührmann.
Verbraucher sollten darum auf die möglichen Risiken hingewiesen werden. "Verbindliche Höchstmengen sowie EU-weite einheitliche Richtlinien für Mikronährstoff-Höchstmengen in Nahrungsergänzungsmitteln könnten daher sinnvoll sein", so Lührmann.
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