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Myrrhe lindert Entzündungen im Darm

Donnerstag, 25. März 2021 – Autor:
Myrrhe gehört zu den Pflanzen, die am Längsten in der Menschheitsgeschichte medizinisch wie kultisch Verwendung finden. Studien bescheinigen ihr eine entzündungshemmende und krampflösende Wirkung sowie stabilisierende Effekte auf die Darmbarriere bei der Behandlung von chronischen Darmerkrankungen.
Myrrhebaum

Myrrhe ist das Gummiharz von mehreren Sorten Sträuchern aus der Familie der Balsambaumgewächse. Dieser bis zu drei Meter hohe, dornige Strauch wächst in Somalia. – Foto: AdobeStock/Vladimir Melnik

Warum die drei Weisen aus dem Morgenland Gold mitbrachten, um das neu geborene Jesuskind zu beschenken, kann man sich ausmalen. Warum Weihrauch, vielleicht auch noch. Aber was, bitteschön, ist Myrrhe? Myrrhe besteht aus dem an der Luft gehärteten Gummiharz, das aus dem Myrrhenbaum durch Anschneiden der Stämme und Zweige gewonnen wird. Myrrhe gehört zu den ältesten bekannten sowohl medizinisch als auch kultisch verwendeten Pflanzen. Heute wird die Pflanze, die die meisten nur aus der biblischen Weihnachtsgeschichte kennen aufgrund ihrer vielfältigen Wirkweise bei verschiedenen Darmerkrankungen wie Durchfall, Reizdarm oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt.

Entzündungshemmend, krampflösend, schmerzlindernd

„Zahlreiche Forschungsarbeiten an deutschen Universitäten belegen, dass die Arzneipflanze entzündungshemmend, krampflösend, schmerz- und blähungslindernd wirkt und die Darmbarriere stabilisieren kann – ein Effekt, der bisher für kein anderes pflanzliches Arzneimittel in der Form wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte“, heißt es in einer Mitteilung der CGC Cramer-Gesundheits-Consulting GmbH. Die „Darmbarriere“ ist die Instanz im Körper, die entscheidet, was von außen in den Organismus darf und was nicht.

Warum die Darmbarriere so wichtig ist

Der Darm kommt im täglichen Leben ständig mit körperfremdem Material – in Form von Nahrung – in Kontakt. Die sogenannte Darmbarriere beschreibt einen Grenzübergang zwischen der Außenwelt und dem menschlichen Organismus. Hier muss entschieden werden, welche Stoffe der Körper aufnimmt, und welche nicht weiterverarbeitet werden. Voraussetzung dafür, dass die Darmbarriere wirksam und gesund funktioniert, ist eine optimale Besiedelung mit nützlichen Bakterien. Eine geschädigte Darmbarriere spielt umgekehrt bei der Entstehung verschiedener Darmerkrankungen wie Reizdarm oder Colitis ulcerosa eine Rolle.

Myrrhe: Meist verabreicht in einer Dreierkombination

Myrrhe wird von der Komplementärmedizin heute meist zusammen mit Kamille und Kaffeekohle, eingesetzt. In einer an den Kliniken Essen-Mitte durchgeführten Studie zeigte sich, dass eine diese Dreierkombination bei Colitis ulcerosa zur Erhaltung der schubfreien Zeit (Remission) vergleichbar wirksam war wie die Therapie mit dem chemischen Standardpräparat (Mesalazin). Für diese Verlängerung der beschwerdefreien Phase empfiehlt seit Mai 2018 auch die für Ärzte wichtige Behandlungsleitlinie zu Colitis ulcerosa das Kombi-Arzneimittel. Colitis ulcerosa ist eine vom Enddarm ausgehende chronisch-entzündliche Erkrankung Dickdarms mit den Hauptsymptomen Durchfall, Darmblutungen und schmerzhafte Krämpfe (Koliken).

Eine Beobachtungsstudie mit mehr als 1.000 Patienten zeigte zudem, dass die unterstützende Behandlung mit einer Myrrhe-Arznei zur Besserung des Gesamtbeschwerdebilds bei Reizdarm sowie chronisch- und akut-entzündlichen Darmerkrankungen führte.

Hypothese: Immunsystem greift die Darmschleimhaut an

In Deutschland leiden rund 400.000 Menschen an den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Trotz großer wissenschaftlicher Bemühungen sind die Ursachen für diese Krankheiten bis heute noch nicht eindeutig geklärt. Es wird vermutet, dass das Immunsystem die eigene Darmschleimhaut angreift und dort eine dauerhafte Entzündung hervorruft. Auch spezielle entzündungsfördernde Oberflächenproteine, die Kontakte zwischen Zellen vermitteln, könnten entscheidend an den Entzündungsvorgängen beteiligt sein. Eine aktuelle Studie der Universität Regensburg deutet darauf hin, dass Myrrhe ein solches Protein hemmen kann. Diese Wirkung könnte auch bei Reizdarm eine wichtige Rolle spielen, denn hier werden in der medizinischen Fachwelt inzwischen sogenannte „Mikroentzündungen" als ein möglicher Auslöser diskutiert.

Myrrhe: „Arzneipflanze des Jahres 2021“

Aufgrund ihrer großen Bedeutung in der Kultur- und Medizingeschichte, der Forschung in der jüngeren Vergangenheit und dem Potential für die medizinische Nutzung wurde die Myrrhe vom „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ zur Arzneipflanze des Jahres 2021 gewählt.

Hauptkategorie: Medizin

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