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Mutterschaft kostet tatsächlich einen Zahn

Donnerstag, 15. März 2018 – Autor:
Jedes Kind kostet die Mutter einen Zahn, weiß der Volksmund. Forscher haben diese These nun wissenschaftlich untersucht. Das Ergebnis zeigt: Da ist etwas dran.
Studie: Offensichtlich kostet die Geburt eines Kindes die Mutter tatsächlich einen Zahn

Studie: Offensichtlich kostet die Geburt eines Kindes die Mutter tatsächlich einen Zahn

„Schwangere sollten für zwei essen“ oder „Jedes Kind kostet die Mutter einen Zahn“ sind alte Volksweisheiten, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren. Doch nun sind Forscher der Frage nachgegangen, inwieweit sich die Anzahl der Kinder auf die Zahngesundheit der Mütter auswirkt. Tatsächlich konnte nachgewiesen werden, dass mit jedem Kind, das Risiko für Zahnverlust steigt. Kritisch wird es offenbar nach dem dritten Kind. Für Väter schien die Anzahl der Kinder dagegen keine Rolle zu spielen.

„Den Ergebnissen unserer Untersuchung lässt sich entnehmen, dass zusätzliche Schwangerschaften tendenziell einen Effekt auf die Mundgesundheit der Mütter haben können", erläutert Seniorautor Prof. Stefan Listl, Leiter der Sektion Translationale Gesundheitsökonomie an der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde des Universitätsklinikums Heidelberg. Medizinisch sei das plausibel, meint der Wissenschaftler. „Wir wissen zum Beispiel, dass während der Schwangerschaft das Risiko für Zahnfleischerkrankungen steigt. Über die genauen Ursachen für das erhöhte Risiko des Zahnverlusts lassen unsere Untersuchungen allerdings keine Aussage zu.“

Daten von 34.000 Personen ausgewertet

In der Studie wurden Daten von mehr als 34.000 Personen aus dem "Survey of Health, Ageing, and Retirement in Europe" ausgewertet, die aus 14 europäischen Ländern sowie Israel stammen. Normalerweise braucht man für eine solide wissenschaftliche Studie immer eine Vergleichsgruppe. In diesem Fall ist das allerdings aus ethischen Gründen nicht möglich. Daher nutzten die Forscher aus Heidelberg, Wuppertal, München, Worms und Nijmegen (Niederlande) eine statistische Methode aus der Ökonometrie. "Mit diesen sogenannten quasi-experimentellen Methodenkann man kausale Zusammenhänge untersuchen, auch wenn randomisierte klinische Studien bzw. Längsschnittstudien nicht möglich sind“, meint Listl.

Das dritte Kind macht den Unterschied

Der Trick: Die Wissenschaftler suchten im umfangreichen Datensatz des Surveys nach sogenannten naturgegebenen Zufallsvarianten, also Anhaltspunkten nach mehr oder weniger "zufällig zustande gekommenen" Kindern. Die erste Variante liegt auf der Hand: Der Vergleich von Einzel- und Zwillingsgeburten. Einen Unterschied im Zahnbestand der Mütter im Alter 50 plus fanden die Forscher allerdings nicht. "Es könnte sein, dass Zwillingsmütter von Natur aus gesünder und daher weniger anfällig für Zahnprobleme sind", kann sich Listl vorstellen. Darüber hinaus nahm das Team Familien in den Blick, bei denen auf zwei Kinder desselben Geschlechts noch ein drittes folgte. Denn es ist statistisch erwiesen, dass bei dieser Konstellation die Wahrscheinlichkeit für ein drittes Kind steigt: Häufig steht dahinter die Hoffnung, nach zwei Jungs doch noch ein Mädchen oder umgekehrt zu bekommen. Als Vergleich dienten Mütter mit zwei Kindern unterschiedlichen Geschlechts. Hier fiel der Unterschied beachtlich aus: Mütter mit drei Kindern hatten in ihrer zweiten Lebenshälfte im Durchschnitt rund vier Zähne weniger als Mütter mit zwei Kindern. Mütter sollten sich des Risikos bewusst sein und während der Schwangerschaft auf sorgfältige Mundhygiene achten und regelmäßig zum Zahnarzt gehen, raten die Wissenschaftler.

Die Studie wurde soeben im „Journal of Epidemiology & Community Health“ veröffentlicht.

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
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