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Muskelschmerzen in 90 Prozent der Fälle nicht Nebenwirkung von Statinen

Freitag, 21. Oktober 2022 – Autor:
Patienten, die Statine einnehmen, klagen öfter über Muskelschmerzen. Eine Meta-Analyse zeigt, dass diese bei 90 Prozent der Betroffenen nicht auf das Medikament zurückzuführen sind. Statine senken die Cholesterinwerte.
Cholesterinsenker (Statine) sind nur selten für Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen verantwortlich

– Foto: Adobe Stock/Shidlovsky

Patienten, die Statine einnehmen, klagen öfter über Muskelschmerzen. Eine Meta-Analyse zeigt, dass diese bei 90 Prozent der Betroffenen nicht auf das Medikament zurückzuführen sind. Die neue Studie von Forschern der Oxford University wurde im Fachmagazin in The Lancet veröffentlicht und auf dem Kongress der European Society of Cardiology vorgestellt.

Die Forscher sammelten Daten aus 23 randomisierten Studien, die fast 155.000 Personen umfassten. Ergebnis: Muskelschmerzen oder -schwäche traten generell häufig auf, selbst bei denen, denen ein Placebo verabreicht wurde. Im Querschnitt von 19 Studien (Durchschnittsalter der Probanden: 63 Jahre) berichteten 27,1 Prozent in der Statin-Gruppe und 26,6 Prozent in der Placebo-Gruppe über diese Symptome.

Muskelschmerzen in 90 Prozent der Fälle nicht Nebenwirkung von Statinen

Die meisten Berichte über Muskelsymptome von Statin-Patienten traten innerhalb des ersten Jahres der Behandlung auf. Danach verursachte eine Statin-Therapie mit niedriger/mäßiger Intensität keine weiteren Beschwerden. Eine Statin-Therapie mit höherer Intensität (die das LDL-Cholesterin stärker senkt) erhöhte im ersten Jahr das Risiko von Muskelsymptomen. Es gab aber keinen Zusammenhang zwischen der Dosis und den berichteten Nebenwirkungen. Insgesamt hatten Muskelschmerzen und Muskelschwäche in 90 Prozent der Fälle andere Ursachen als den Cholesterinsenker.

Statine verhindern Behinderungen und Todesfälle

"Die potenziellen Vorteile einer Statin-Therapie überwiegen wahrscheinlich die Risiken. Frühere Berichte, wonach Statine eine Hauptursache für Muskelschmerzen sind, waren wahrscheinlich das Ergebnis methodischer Probleme in den Studien", meint Prof. Colin Baigent, Direktor der Population Health Research Unit des Medical Research Council an der Universität Oxford und Mitautor der Studie.

Dr. Christina Reith, Senior Clinical Research Fellow bei Oxford Population Health und mit Hauptautorin der Studie, bekräftigt: "Die Raten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigen rapide, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Statin-Therapien sind erschwinglich und weit verbreitet und ein Schlüsselinstrument, um vermeidbare Behinderungen und Todesfälle zu verhindern. Wir hoffen, dass diese Ergebnisse Ärzten und Patienten helfen, fundierte Entscheidungen darüber zu treffen, ob sie eine Statin-Therapie beginnen oder fortsetzen sollen."

Einbezogene Studien waren alle doppelblind

Alle in die Analyse einbezogenen Studien waren groß angelegt (mit mindestens 1.000 Teilnehmern) und von angemessen langer Dauer (Nachverfolgung der Patientenergebnisse für mindestens zwei Jahre). Die Versuche waren alle doppelblind, was bedeutet, dass weder die Studienteilnehmer noch die Teilnehmer-Manager oder Studienleiter wussten, wer welche Behandlung erhielt, um mögliche Verzerrungen aufgrund der Kenntnis der Behandlungszuordnung zu vermeiden.

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