Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Musik stärkt die Psyche in der Corona-Krise

Mittwoch, 25. August 2021 – Autor:
Eine Studie in sechs Ländern auf drei Kontinenten zeigt: Die Mehrheit der Menschen hört oder macht Musik, um emotionalen und sozialen Stress zu bewältigen – ganz besonders in der Corona-Krise.
Junger Mann sitzt auf dem Sofa, schließt die Augen und spielt E-Gitarre.

Augen zu und durch: In der Corona-Krise haben viele Menschen das Musikhören und -machen genutzt oder sogar entdeckt, um sich Entbehrungen, Unglücklichsein und Isolationserfahrungen erträglicher zu machen. – Foto: AdobeStock/Andrs

Nicht nur die Krankheit als solche stresst die Menschen oder die damit verbundene Angst, sich selbst oder andere anzustecken. Auch die behördlichen Strategien und Maßnahmen zur Eindämmung und Überwindung der Corona-Pandemie bringen Menschen ans Limit: Schüler, Eltern, Heimbewohner, Chorsänger; Saunafreunde oder Massage-Liebhaber; Konzert-, Theater-, Musik-Club oder Kuschelpartybesucher. Je inniger, menschlicher und körperlicher, desto „gefährlicher“. Viele Betätigungen, die das Herz hüpfen lassen, sind einfach weggebrochen – und werden wohl die letzten sein, die wieder „wie früher“ werden stattfinden dürfen.

Welche Strategien nutzen wir bei sozio-emotionaler Belastung?

Ein internationales Wissenschaftsteam unter Beteiligung des „Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik" in Frankfurt hat untersucht, welche Strategien Menschen einsetzen, um sozio-emotionale Belastungssituationen wie Corona-Lockdowns unbeschadeter zu überstehen.

Mit Musik emotionalen und sozialen Stress bewältigen

In sechs Ländern aus drei Kontinenten wurden während des ersten Lockdowns von April bis Mai 2020 demografisch repräsentative Stichproben erhoben: Über 5000 Personen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien und den USA beantworteten in einer Online-Studie Fragen zu ihrem Umgang mit Musik während der Krise. Ein zentrales Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, Musik zur Bewältigung emotionaler und sozialer Stressfaktoren zu verwenden.

Mit Musik gegen den Corona-Blues: Unterschiedliche Typen

Die Forscher fanden heraus, dass Menschen je nach Gemütstypen oder Gemütszuständen Musik in verschiedener Weise nutzen – passiv oder aktiv. „Musikhören und Musikmachen bieten unterschiedliche Bewältigungspotentiale“, erklärt Melanie Wald-Fuhrmann, Direktorin am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik.

Musik hören gegen Depressionen und Ängste

Studien und Daten der Krankenkassen zeigen es: Die COVID-19-Pandemie hat in der Bevölkerung bereits zu einer Zunahme von depressiven Symptomen geführt. Psychiater befürchten einen weiteren Anstieg in den nächsten ein, zwei Jahren. Der aktuellen Studie zufolge setzen Menschen, bei denen die Pandemie zu solchen negativen Emotionen führt, die Musik in erster Linie zur Regulierung von Depressionen, Angst und Stress ein. Diese Strategie kommt besonders beim Musikhören zum Einsatz.

Musik machen als Mittel gegen soziale Isolation

Menschen mit einer vorwiegend positiven Grundstimmung nutzen Musik vor allem als Ersatz für soziale Interaktionen. Ihnen vermittelt Musik sowohl beim Zuhören, als auch beim Musizieren ein Gefühl der Zugehörigkeit und Gemeinschaft. Beim Musizieren kann die Musik darüber hinaus als Mittel zur Selbstreflexion dienen.

Not macht erfinderisch: Das neue Genre der „Coronamusik“

Eine besondere Bedeutung kommt dem neuartigen Genre der „Coronamusik“ zu. Dabei handelt es sich um musikalische Reaktionen auf die Corona-Krise – neu komponierte Stücke, thematische Wiedergabelisten sowie bereits existierende Songs, deren Texte hinsichtlich der Pandemie überarbeitet wurden.

„Studie unterstreicht ‚Systemrelevanz‘ von Musik und Kultur“

„Diese Erkenntnis unterstreicht die Bedeutung kreativer Echtzeitreaktionen in Krisenzeiten", sagt Max-Planck-Forscherin Melanie Wald-Fuhrmann. „Coronamusik bietet die Gelegenheit, kollektiv auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu reagieren und stärkt damit die Widerstandsfähigkeit des Einzelnen und der Gemeinschaft. Dies ist ein wesentlicher Aspekt, auch hinsichtlich der gesellschaftlichen Debatte über die 'Systemrelevanz' von Musik und Kultur."

Hauptkategorie: Corona
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Forschung , Infektionskrankheiten , Coronavirus , Komplementärmedizin , Angst , Depression , Stress , Seelische Gesundheit

Weitere Nachrichten zum Thema „Corona und Psyche“

Corona-Pandemie und Lockdowns haben bei der Generation unter 30 Spuren hinterlassen. Das zeigt eine Studie der Betriebskrankenkasse Pronova BKK. Junge Menschen, die mit Geschwistern im Elternhaus leben, sind häufiger depressiv und aggressiv. Für 72 Prozent ist das Handy in der Coronakrise zur Haupt-Freizeitbeschäftigung geworden.

23.04.2021

Farben sehen, Geräusche hören, den Kreislauf sanft auf Touren bringen: Spaziergänge verändern den Blick und sorgen für neue Ideen und Lösungsansätze. Eine norwegische Langzeitstudie belegt die vorbeugende und heilende Kraft des Spazierengehens: Zwölf Prozent aller Depressionen ließen sich vermeiden, wenn sich jeder Erwachsene wenigstens eine Stunde pro Woche bewegen würde.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin