Mundhöhlenkarzinom: Bessere Prognose durch Lymphknotenentfernung

Krebs in der Mundhöhle streut in jedem dritten Fall in die Hals-Lymphknoten – Foto: © Adobe Stock/pressmaster
In einem frühen Stadium entdeckt ist Krebs in der Mundhöhle oft noch heilbar. Tückisch ist jedoch, dass sich bei etwa 20 bis 40 Prozent der Betroffenen Metastasen in den Halslymphknoten ausbreiten und die Tumorherde für den Arzt oft nicht erkennbar sind. Die aktualisierte S3-Leitline „Mundhöhlenkarzinom“ empfiehlt darum eine prophylaktische Entfernung ausgewählter Lymphknoten, die sogenannte selektive Neck-Dissection. „Die Metastasen dort sind oftmals so klein, dass sie trotz einer genauen Bildgebung nur schwer diagnostiziert werden können“, berichtet S3-Leitlinien-Koordinator Professor Klaus-Dietrich Wolff. „Werden die Halslymphknoten prophylaktisch entfernt, ist die Prognose für den Betroffenen deutlich verbessert“, so der Mediziner vom Klinikum München.
Immuntherapie für unheilbar Kranke
Die Empfehlung zur prophylaktischen Halslymphknoten-Entfernung ist eine von 24 Änderungen oder Ergänzungen im Zuge der jetzt erfolgten Leitlinienaktualisierung zum Mundhöhlenkarzinom. Neu ist außerdem eine Empfehlung zur Immuntherapie. Unter bestimmten Voraussetzungen wird diese Patienten in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium empfohlen. „Unheilbar kranke Patientinnen und Patienten mit PD-L1-exprimierenden Tumorzellen und mit gutem Allgemeinzustand sollen eine Immuntherapie erhalten, eventuell auch in Kombination mit einer Chemotherapie“, erläutert Wolff. Patienten ohne PD-L1-Status soll eine Strahlen- oder Chemotherapie zur Linderung von Beschwerden angeboten werden.
Drei Risikofaktoren bekannt
In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 10.000 Menschen an Mundhöhlenkrebs, wobei Männer öfter betroffen sind als Frauen. Das typische Erkrankungsalter liegt bei Männern zwischen 55 und 65 Jahren, bei Frauen zwischen 50 und 75 Jahren. Die Hauptrisikofaktoren sind Alkoholkonsum und Rauchen. Chronische Infektionen mit humanen Papillom-Viren (HPV) erhöhen ebenfalls das Erkrankungsrisiko. Der Anteil HPV-bedingter Mundhöhlenkarzinome ist in den letzten Jahren stark gestiegen – vermutlich wegen veränderter Sexpraktiken. HPV kommen typischerweise in der Genitalregion vor.