Mit T-Zellen den Krebs zersetzen
Ohne Immunsystem wären wir in kürzester Zeit tot. Denn Immunzellen sorgen dafür, dass fremde Eindringlinge wie Viren, Bakterien oder Pilze abgewehrt werden. Das Dilemma bei Krebs ist, dass das Immunsystem die bösartigen Zellen nicht als fremd erkennt und folglich nicht bekämpft. Einer, der das ändern will ist Dr. Matthias Leisegang vom Institut für Immunologie am Charité Campus Buch. Der Biologe ist fest davon überzeugt, dass sich T-Zellen – das sind Immunzellen – auch im Kampf gegen den Krebs wirkungsvoll einsetzen lassen, wenn man sie entsprechend manipuliert.
Krebsmutation als Angriffsziel
Leisegang nutzt bestimmte Mutationen als Zielscheibe. Dass das funktioniert hat er bereits gezeigt: Im vergangenen Jahr unternahm er erstmals den Versuch, menschliche Mutationen in einem Tiermodell als Angriffsziel anzusteuern. „Unsere Versuche haben gezeigt, dass eine Krebsmutation ein geeignetes Angriffsziel für die T-Zelltherapie sein kann. Eine einzige Veränderung im genetischen Erbgut kann zur Achillesferse eines Tumors werden, wenn wir es schaffen, diese Erbgutänderung zu identifizieren und T-Zellen auf sie auszurichten“, erklärte der Immunologe als er am Montag den Curt Meyer-Gedächtnispreis von der Berliner Krebsgesellschaft entgegennahm.
Die Basis für seine Arbeit wurde 1995 durch Prof. Hans Schreiber von der Chicago University gelegt, der heute die Berliner Arbeitsgruppe als Einstein Fellow leitet. Schreiber entdeckte, dass aus somatischen Mutationen einzigartige Antigene hervorgehen, die nur in Tumoren zu finden sind. Solche Mutationsantigene, meint Schreiber, müssten sich als Zielstrukturen für eine Therapie mit genetisch modifizierten T-Zellen besonders eignen.
Wie die Forschungsarbeiten in der Zwischenzeit zeigten, trifft das auch zu, allerdings eignet sich nicht jede Mutation als Angriffsziel. „Das wissen wir nun auch“, sagte Leisegang. „Eine zentrale Aufgabe bleibt es deshalb, gute Angriffsziele zu identifizieren.“
Gentherapie mit T-Zellrezeptoren weltweit führend
Bisher ist das nur am Mausmodell möglich. Leisegang arbeitet jedoch an Alternativen. Künftig wolle er die Tierexperimente durch aussagekräftige Versuche in der Zellkulturschale ersetzen, erklärte der Preisträger.
Vorstandsmitglied Prof. Dr. Clemens A. Schmitt lobte in seiner Laudatio die Arbeiten von Leisegang als wegweisend: „Matthias Leisegang konnte am Tiermodell zeigen, dass therapeutische T-Zellen auf eine individuell ausgewählte Mutation ausgerichtet und mit einer enormen Treffsicherheit den Tumor zersetzen können“, sagte er. Die neuartige Technologie der Gentherapie mit T-Zellrezeptoren sei weltweit führend und für den Forschungsstandort Berlin ein enormer Gewinn.