
Eine neu entwickelte Migräne-App lindert die Beschwerden der Nutzer – Foto: ©DragonImages - stock.adobe.com
Kopfschmerzen und Migräne zählen zu den großen Volkskrankheiten. 50 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Kopfschmerzen, vier Millionen sogar täglich. Eine von der Schmerzklinik Kiel, Versorgungsexperten der TK und Migräne-Selbsthilfegruppen entwickelte App könnte die ärztliche Behandlung wirksam unterstützen und einen spürbaren Mehrwert für die Betroffenen bieten. Das zeigt eine aktuelle Studie, in der das digitale Angebot getestet wurde.
Dafür wurden 1.464 aktive App-Nutzer online befragt. Sie litten im Schnitt rund drei Tage im Monat weniger an Kopfschmerzen als ohne Nutzung der App - durchschnittlich an 10 Tagen im Monat statt an 13,3 Tagen. Das entspricht einer Reduktion um 25 Prozent. Außerdem nehmen die Betroffenen weniger Akutmedikamente gegen Kopfschmerzen.
Schmerzmittel gehören zu den meistverkauften Arzneimitteln
Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen gehören in Deutschland nicht zufällig zu den mit Abstand meistverkauften, ohne Rezept erhältlichen Arzneimitteln. Sie nehmen auf der von Nasenspray angeführten Liste die Plätze 2, 6, 7, 8, 9, 10, 12 und 15 ein. Das könnte nicht zuletzt auch mit der Dauer der Schmerzerkrankung zusammenhängen: Frauen leiden im Schnitt seit 27 Jahren an Migräne, bei Männern sind es sogar 29 Jahre. Das geht aus einer Pressemitteilung der TK hervor.
Weiteres Ergebnis der Studie: Die Migräne-App unterstützt konkret die ärztliche Behandlung. So bringen sieben von zehn befragten Nutzern die App zum Termin beim Arzt mit. 58 Prozent nutzen die App-Ergebnisse, um gemeinsam mit ihrem Arzt über die Therapie zu entscheiden, insbesondere um die Medikation anzupassen.
Migräne-App reduzierte Kopfschmerz-Tage
Besonders positiv bewerten die Nutzer die Funktionen der App im Vergleich zu einem Kopfschmerzkalender auf Papier - 80 Prozent bevorzugen die App-Lösung. 76 Prozent sagen zudem, dass die App ihnen dabei hilft, ihren mit dem Arzt erstellten Behandlungsplan einzuhalten.
Anhand der eingegebenen Daten erfasst die App den Krankheitsverlauf, reagiert auf alarmierende Signale und schlägt Verhaltensänderungen vor. Sie bietet Informations- und Selbsthilfe-Tools sowie einen Aura-Simulator. Insgesamt reduziert die Migräne-App die monatlichen Kopfschmerz-Tage.
Gutes Selbstmanagement wirkt positiv auf Therapie
Prof. Hartmut Göbel, Ärztlicher Direktor der Schmerzklinik Kiel: "Der Patient wird durch die Nutzung der Migräne-App umfassend informiert und durch verschiedene Tools motiviert, sich mit seiner Krankheit aktiv auseinanderzusetzen. Ein gutes Selbstmanagement wirkt sich positiv auf die Therapie aus, beugt Beschwerden vor oder kann sie verringern." Die App ist kostenlos zur Installation für iOS und Android verfügbar.
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