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Mehr Krankenhausinfektionen während Corona-Pandemie

Montag, 27. Dezember 2021 – Autor:
Wer aktuell eine Behandlung im Krankenhaus braucht, läuft nicht nur Gefahr, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Besonders groß ist offenbar auch das Risiko, sich mit gefährlichen Krankenhauskeimen anzustecken, gegen die Antibiotika zunehmend machtlos sind. Das zeigt der Barmer-Krankenhausreport. Wichtiger Grund für Hygieneprobleme in den Kliniken: die Überlastung des Personals in der Pandemie.
Krankenzimmer: Arzt, Patientin - im Vordergrund Spender für Desinfektionsmittel.

Wichtigstes Mittel zur Vorbeugung von Krankenhausinfektionen: die bloße Händedesinfektion. Im Stress durch die Corona-Pandemie bleibt in Kliniken offenbar oft nicht einmal hierfür die nötige Zeit. – Foto: AdobeStock/ auremar

Dass viele Krankenhäuser während der Covid-19-Pandemie am Limit arbeiten, geht offenbar zu Lasten der allgemeinen Hygiene. Eine Folge davon ist, dass sich Patienten, die im Krankenhaus Heilung suchen, dort weitere – und oft gefährliche – Infektionskrankheiten einfangen. Das zeigt der aktuelle Barmer-Krankenhausreport. Allein in der Region Berlin/Brandenburg habe es im vergangenen Jahr rund 1.000 Krankenhausinfektionen zusätzlich gegeben – deutlich mehr als in den Vorjahren. Im Schnitt infizierten sich jährlich in Brandenburg zuletzt rund 18.000 Patienten mit Krankenhauskeimen, in Berlin rund 37.000.

„Große Defizite bei Hygienemaßnahmen in Krankenhäusern“

„Die steigende Anzahl an Krankenhausinfektionen offenbaren große Defizite bei der Umsetzung von Hygienemaßnahmen in Krankenhäusern“, sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg zu den Ergebnissen der Studie. „Die extrem hohe Arbeitsbelastung, fehlende Fachkräfte und der Mangel an Schutzausrüstung während der ersten Welle der Corona-Pandemie dürften dazu geführt haben, dass das Krankenhauspersonal schlicht nicht in der Lage war, die hohen Hygieneanforderungen immer einzuhalten.“

Krankenhausinfektion: Vier Tage länger im Bett

Krankenhausinfektionen machen einen Großteil der Komplikationen bei der Behandlung von Patienten in stationären Einrichtungen aus. Sie belasten vor allem den Patienten körperlich und psychisch, denn er muss zusätzliche Beschwerden und Behandlungsprozeduren aushalten – und länger als geplant und eigentlich nötig im Krankenhaus bleiben. Ja nach Art der Infektion verlängert sich der Krankenhausaufenthalt im Schnitt um vier Tage.

Krankenhausinfektionen können tödlich verlaufen

Besonders ernst wird die Situation, wenn es sich um multiresistente Erreger handelt, die nicht auf Antibiotika reagieren. 1,7 bis 3,8 Prozent der Krankenhausinfektionen verlaufen tödlich. Weil Krankenhausfälle pauschal vergütet werden, erleiden die Krankenhausbetriebe dadurch deutliche betriebswirtschaftliche Einbußen. So gravierend Krankenhausinfektionen sein können – so vergleichsweise einfach erscheinen die Maßnahmen zu ihrer Prävention. Die wichtigste ist eine regelmäßig und wirksam durchgeführte Händedesinfektion.

Die häufigsten Formen von Krankenhausinfektionen

  • Harnwegsinfekte
  • Sepsis („Blutvergiftung“) durch Infektionen am Venenkatheter
  • Lungenentzündungen bei künstlicher Beatmung
  • Wundinfektionen nach Operationen.

Veränderte Patientenstruktur keine Erklärung für Infektionsgeschehen

Die Tatsache, dass im vergangenen Jahr die Krankenhauspatienten mit Covid-19 meist älter waren, Vorerkrankungen hatten und deshalb anfälliger gewesen sein könnten, ist laut Barmer in diesem Fall keine Erklärung für den Anstieg von Krankenhausinfektionen. Auch eine adjustierte Berechnung, die die veränderte Patientenstruktur berücksichtigt, zeige einen Anstieg des Infektionsgeschehens um fast zehn Prozent in der ersten Pandemiewelle und um 17,5 Prozent in der zweiten Pandemiewelle Ende 2020.

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik

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