
Eine diabetische Ketoazidose kann einen Krankenhausaufenthalt nötig machen – Foto: ©Siam - stock.adobe.com
Die Ketoazidose ist eine schwerwiegende Stoffwechselentgleisung, die durch Insulin-Mangel hervorgerufen wird - und bei Diabetikern auftreten kann. Sie kann negative Folgen für das kindliche Gehirn haben, wie eine amerikanische Forschergruppe im Fachmagazin Diabetes Care zeigte.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) wies aus besonderem Anlass noch einmal auf die Notwendigkeit hin, Kinder mit Typ-1-Diabetes frühzeitig zu diagnostizieren: In der Corona-Zeit hat sich die Zahl kindlicher Ketoazidosen in Deutschland sogar noch verdoppelt.
Zusammenhang mit kognitiven Leistungen
Das US-Forscherteam um Tandy Aye von der Stanford University hatte Daten von 144 Kindern mit Typ-1-Diabetes im Alter von vier bis zehn Jahren untersucht. Von diesen Kindern haben die Forscher zu Studienbeginn und nach 18 Monaten einen Hirnscan und kognitive Tests gemacht und die Ergebnisse verglichen. Dabei zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Schwere der Ketoazidose, dem Gehirnwachstum und den kognitiven Leistungen.
"Diese Erkenntnis ist alarmierend. Denn mehr als jedes fünfte Kind kommt bei Diabetesmanifestation mit einer Ketoazidose ins Krankenhaus, in rund sechs Prozent der Fälle liegt bereits eine schwere Ketoazidose vor", fasst DDG-Vizepräsident Prof. Andreas Neu die Ergebnisse zusammen.
Symptome der Ketoazidose erkennen
"Um eine diabetische Ketoazidose zu vermeiden, müssen Eltern die ersten Symptome erkennen können. Auch hier brauchen wir mehr Aufklärung", ergänzt Dr. Thomas Kapellen, Vorsitzender der AG Pädiatrische Diabetologie der DDG aus Leipzig.
Neben vermehrtem Durst, starkem Harndrang, Gewichtsabnahme, Übelkeit und Erbrechen gehören auch eine beschleunigte Atmung sowie Azetongeruch der Atemluft zu den ersten Anzeichen einer Ketoazidose. Da es im weiteren Verlauf zu Muskelschwäche, Bewusstseinsstörungen oder einem diabetischen Koma kommen kann, gehören betroffene Kinder sofort in eine notärztliche Betreuung.
Mehr kindliche Ketoazidosen in der Corona-Zeit
Während des ersten Corona-Lockdowns in Deutschland hat sich die Rate einer Ketoazidose bei Diabetesmanifestation von Kindern und Jugendlichen verdoppelt hat. Das zeigt eine aktuelle Studie in der Fachzeitschrift JAMA. "In dieser Zeit bekam fast jedes zweite Kind eine verspätete Diagnose", resümiert Prof. Reinhard Holl, Mitautor der Studie. Kleinkinder waren besonders betroffen.
Neben Fehlinterpretationen der Symptomatik durch Eltern oder Ärzte lasse sich dies auch auf die Angst vor der Ansteckung mit COVID-19 in Arztpraxen und Kliniken zurückführen. Der DDG-Experte aus Ulm warnt davor, dass eine weitere Welle zu einer ähnlichen Situation führt und fordert Eltern und alle, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, dazu auf, erste Warnsignale ernst zu nehmen und gegebenenfalls umgehend einen Kinderarzt oder eine Kinderklinik aufzusuchen.
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