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Mehr Herzinfarkte an Weihnachten und Neujahr: Das sind die Alarmzeichen

Montag, 23. Dezember 2019 – Autor:
An Weihnachten und Neujahr kann es vermehrt zu Herz-Kreislauf-Komplikationen wie Herzinfarkt kommen. Das besagt eine schwedische Studie. Auf einen Herzinfarkt deuten bestimmte Alarmzeichen.
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Der Festtagsstress kann bei manchen Menschen aufs Herz gehen. Für einen Herzinfarkt gibt es bestimmte Alarmzeichen – Foto: ©Paolese - stock.adobe.com

Festtage wie Heiligabend und Neujahr bedeuten nicht für alle Menschen Zeiten der Besinnlichkeit und der Erholung vom Alltag – für manche sind sie auch belastend. Eine schwedische Studie von 2018 deutet jedenfalls auf ein erhöhtes Herzinfarktrisiko an diesen Tagen hin. Das gilt besonders für Menschen, die über 75 oder bereits chronisch krank sind, betont der Kardiologe Prof. Thomas Voigtländer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, in einer Pressemitteilung.

Mehr Stresshormone werden ausgeschüttet

An solchen Festtagen können unter anderem aufgrund der Anstrengungen für das Gelingen des Festes oder aufkommender familiärer Konflikte vermehrt Stresshormone ausgeschüttet werden.

Besonders anfällig sind dieser Studie zufolge Patienten mit Risikofaktoren wie beispielsweise Diabetes und koronarer Herzkrankheit, weil sie auf externe Auslöser (Trigger) für einen Infarkt wie Stress reagieren.

Beim Herzinfarkt zählt jede Minute

Bei neu auftretenden unangenehmen Brustschmerzen, die länger als fünf Minuten andauern, raten Notfallmediziner: Haben Sie keine Scheu den Notruf 112 zu wählen. Betroffene und ihre Angehörigen denken oft nicht an einen Herzinfarkt und trauen sich wegen der Feiertage nicht, den Rettungsdienst zu alarmieren. Stattdessen warten sie stunden- oder tagelang ab, ob die Beschwerden wieder von allein verschwinden.

Doch das Zögern ist lebensgefährlich. "Beim Herzinfarkt zählt jede Minute nach dem Prinzip: Zeit ist Herzmuskel", betont Voigtländer, Ärztliche Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses und Kardiologe am Cardioangiologischen Centrum Bethanien Frankfurt am Main. Der Herzinfarkt zählt zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland mit rund 47.000 Sterbefällen pro Jahr. Fast jeder vierte Herzinfarktpatient stirbt vor Erreichen des Krankenhauses.

Mehr Herzinfarkte an Weihnachten: Das sind Alarmzeichen

Mehr Herzinfarkte an Weihnachten und Neujahr: Wer die 112 ruft, sollte den Verdacht auf Herzinfarkt deutlich äußern, damit ein Rettungswagen mit Notarzt geschickt wird. Das sind die typischen Alarmzeichen für einen Herzinfarkt. Schwere, länger als fünf Minuten anhaltende Schmerzen überwiegend im Brustkorb, häufig auch ausschließlich hinter dem Brustbein, die in Arme, Schulterblätter, Hals, Kiefer und Oberbauch ausstrahlen können.

Die Schmerzen können bisweilen auch nur im Rücken (zwischen den Schulterblättern) oder Oberbauch (Verwechslung mit Magenschmerzen möglich) auftreten. Sie sind flächenhaft, nicht piekend, sondern sie werden als brennend, mit Engegefühl in der Brust und drückend beschrieben. Schweißausbruch, Übelkeit und Atemnot sind häufige Begleiterscheinungen.

Von der Sauerstoffzufuhr abgeschnitten

Beim Herzinfarkt wird ein Herzkranzgefäß durch ein Gerinnsel (Thrombus) verschlossen, sodass ein Teil des Herzmuskels von der Sauerstoffzufuhr abgeschnitten ist. Der Herzinfarkt kann dann jederzeit eine bösartige Herzrhythmusstörung (Kammerflimmern) auslösen, die in wenigen Minuten zum Tod führt, wenn nicht sofort reanimiert wird.

Nur der Rettungsdienst kann das Kammerflimmern mit dem Elektroschock eines Defibrillators beseitigen und so den Patienten vor dem plötzlichen Herztod schützen. Jede Minute zählt jedoch auch, wenn ein Herzinfarkt nicht in Herzkammerflimmern übergeht. Dazu Kardiologe Prof. Voigtländer: "Je eher der Infarktpatient die Klinik erreicht, wo das verstopfte Herzkranzgefäß per Katheter wiedereröffnet wird, umso mehr Herzmuskel und Pumpkraft des Herzens können wir erhalten: Mehr Pumpkraft bedeutet mehr Lebensqualität für den Patienten."

Nicht den ärztlichen Bereitschaftsdienst anrufen

Wichtig: Der Umweg über den Hausarzt oder den Ärztlichen Bereitschaftsdienst mit der Rufnummer 116 117 ("Notdienstnummer") kann bei Herzinfarkt gefährlich sein, weil ein Hausarzt und der Ärztliche Bereitschaftsdienst hier nichts anderes tun können als den Notarzt (112) zu rufen.

Ein kostenloses Herznotfallset mit einem Ratgeber und zwei Notfallkärtchen fürs Portemonnaie mit Darstellungen der Herzinfarkt-Alarmzeichen und Erläuterungen zur Laien-Reanimation sind bei der Deutschen Herzstiftung unter Tel. 069 955128-400 oder www.herzstiftung.de/herznotfall-set.html zu bestellen.

Foto: paolese/adobe.com

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