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Mehr Eingriffe am Herzen

Montag, 7. Januar 2013 – Autor:
Laut AOK Krankenhaus-Report ist die Zahl der Eingriffe am Herzen in Deutschland zwischen 2008 und 2010 um 25 Prozent gestiegen. Diabetes-Experten führen diese Entwicklung auch auf eine unzureichende Diabetesbehandlung zurück – und kritisieren den Trend zur Reparaturmedizin.
Mehr Eingriffe am Herzen

Wiederbelebung nach Herzinfarkt: Schwerwiegende Folge von Diabetes

Ein unzureichend behandelter Diabetes schädigt die Gefäße, auch die am Herzen. Daher ist der Herzinfarkt eine häufige Folge von Diabetes. Viele Infarkte wären durch eine zielwertorientierte und sichere Diabetestherapie vermeidbar, aber leider belohne das gegenwärtige Vergütungssystem diese nicht, kritisiert Professor Stephan Matthaei, Präsident der Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG).

Stattdessen begünstige das aktuelle Klassifikationssystem der diagnosebezogenen Fallgruppen jene Behandlungen finanziell, die nicht die Ursachen bekämpfen, sondern den gesundheitlichen Schaden beheben, wenn er bereits eingetreten ist. „Wir bedauern, dass die DRG-Systematik damit indirekt den Trend zur Reparaturmedizin am Herzen fördert“, erklärt Matthaei. „Es wäre aus unserer Sicht weitaus sinnvoller, stärkere Anreize für eine leitliniengerechte Behandlung des Diabetes zu verankern, mit dem Ziel, Folgeerkrankungen des Diabetes zu verhindern.“ Dies würde sich langfristig auch günstig auf die Kostenentwicklung auswirken.

Erhöhte Blutzuckerwerte schädigen auf Dauer das Herz

Die Autoren des Krankenhaus-Reports der AOK kamen in Bezug auf die gestiegene Anzahl der Herzeingriffe zu dem Schluss, dass nur etwa zehn Prozent des Anstiegs auf die demografische Entwicklung zurückzuführen seien. Aus welchen Gründen darüber hinaus eine Mengenausweitung etwa bei Eingriffen am Herzen stattfindet, ist derzeit Gegenstand der Diskussion unter Gesundheitsexperten. Die Diabetes-Experten sehen einen dieser Gründe in falschen finanziellen Anreizen für die invasive Apparatemedizin.

Herzerkrankungen wie Herzinfarkte, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche gehören zu den schwerwiegendsten Folgen von Diabetes. Sie treten vor allem dann auf, wenn ein Diabetes über lange Zeit unentdeckt bleibt oder inadäquat behandelt wird. Oft werde Diabetes nur als einer von vielen Risikofaktoren für eine Herzerkrankung gesehen und es werde dann nur die Herzerkrankung behandelt, betont DDG-Pressesprecher Professor Dr. med. Andreas Fritsche. „Die Notwendigkeit der Diabetesbehandlung tritt gerade im Krankenhaus in den Hintergrund“, so Fritsche. Dabei verursachten und verschlechterten zu hohe Blutzuckerwerte direkt diese Herzerkrankungen. Aber auch Hypoglykämien, also Unterzuckerungen, gehen bei Herzkranken mit gefährlichen, auch tödlichen Herzrhythmusstörungen einher.

Herzoperation Folge von Diabetes

Eine Therapie, die das individuelle Therapieziel für Blutzucker, LDL-Cholesterin und Blutdruck nicht erreicht, schädigt die Gefäße und lässt Eingriffe, etwa für einen Herzkatheter oder eine Bypass-Operation, häufig erst notwendig werden. Um diesen Trend abzuwenden, müsse die Behandlung von Diabetespatienten auch im Krankenhaus verbessert werden. Das Zertifikat der DDG „Klinik für Diabetespatienten geeignet (DDG)“ sei ein Anhaltspunkt für Patienten, das geeignete Krankenhaus zu finden.

Foto: AOK Mediendienst

Hauptkategorie: Medizin

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