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Mehr als 10.000 neue Tuberkulose-Fälle in zwei Jahren

Dienstag, 5. Dezember 2017 – Autor:
Mit knapp 6.000 registrierten Fällen in 2016 bleibt die Tuberkulose in Deutschland auf einem ungewöhnlich hohen Niveau. Laut dem aktuellen Tuberkulose-Bericht des Robert Koch-Instituts sind junge männliche Migranten am häufigsten betroffen.
Tuberkulose: Migration und demografische Veränderungen lassen in Deutschland die Fallzahlen steigen

Tuberkulose: Migration und demografische Veränderungen lassen in Deutschland die Fallzahlen steigen

Im Jahr 2016 hat das Robert Koch-Institut (RKI) insgesamt 5.915 Tuberkulosen registriert, im Vorjahr waren es 5.852 Fälle. Für Deutschland sind das ungewöhnlich hohe Zahlen: 2014 wurden der Gesundheitsbehörde 4.533 Tuberkulosen gemeldet. Der Anstieg innerhalb eines Jahres betrug also fast 25 Prozent.

Migration ist offenbar der Hauptgrund für diesen sprunghaften Anstieg. Aus dem RKI-Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2016 geht hervor, dass der Anteil der im Ausland geborenen Patienten in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist und im Jahr 2016 rund drei Viertel (74,3 %) aller registrierten Fälle ausmachte. Zu den 2016 am häufigsten angegebenen Geburtsländern zählen Somalia, Eritrea, Afghanistan, Syrien und Rumänien.

Junge Männer am häufigsten mit TBC infiziert

Die Analyse zeigt außerdem, dass Männer mehr als doppelt so häufig von TB betroffen sind als Frauen. Während auf 100.000 Einwohner 4,6 Frauen mit TB kommen, sind es bei Männern 9,6. Auffällig ist auch das junge Erkrankungsalter: Die höchste Inzidenz findet sich bei den 20- bis 24-jährigen. In dieser Altersgruppe kommen 18,3 Erkrankungen auf 100.000 Einwohner, wobei der Anteil der Männer 25,9 und der Frauen 9,7 beträgt.

Durch die gesetzlich vorgeschriebenen Screening-Untersuchungen von Asylbewerber und Flüchtlingen wurden dem Bericht nach 2016 knapp ein Viertel aller Tuberkulosen entdeckt. Experten sprechen auch von gezielter "Fallfindung". 

Multiresistenten TB-Erreger machen Experten Sorgen

Tuberkulose muss mit mehreren Antibiotika gleichzeitig behandelt werden. Weltweit treten allerdings immer häufiger multiresistente TB-Erreger auf. In Deutschland gab es 104 solcher MDR-TB-Fälle, das entspricht einer Quote von 2,7 Prozent. Überproportional häufig waren Menschen aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion mit einem multiresistenten TB-Erreger infiziert (15%). Dass die bakterielle Erkrankung nach wie vor auch in Deutschland tödlich enden kann, zeigen diese Zahlen: 100 Menschen sind im Berichtsjahr 2016 an einer Tuberkulose gestorben, 2016 registrierte das RKI 110 Todesfälle.

Flucht begünstigt Armutskrankheit

„Steigende Erkrankungszahlen in der nichtdeutschen Bevölkerung, die Situation bei der resistenten Tuberkulose sowie auch der hohe Anteil offener und damit infektiöser Lungentuberkulosen zeigen eindrücklich, dass diese Krankheit nach wie vor ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsproblem darstellt, welches sich vorwiegend in Risikogruppen konzentriert“, fasst das RKI die aktuelle Situation in Deutschland zusammen.

Ein geschwächtes Immunsystem, schlechte hygienische Bedingungen und ein Leben in Sammelunterkünften begünstigen das Risiko, an einer Tuberkulose zu erkranken. Die bakterielle Infektionskrankheit wird darum oft auch als "Armutskrankheit" bezeichnet. Während die TB in Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg kaum eine Rolle mehr spielte, ist sie in ärmeren Regionen wie Afrika, Osteuropa, Indien oder Pakistan ungebrochen virulent. 2016 starben weltweit etwa 1,7 Millionen Menschen an TBC. Damit ist die Tuberkulose die weltweit tödlichste Infektionskrankheit. 

Hauptkategorien: Medizin , Gesundheitspolitik , Berlin
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