Mangel in der Pflege nimmt drastisch zu
Eigentlich ist die Tatsache schon lange bekannt. In Deutschland fehlen Pflegekräfte. Wie dramatisch dieser Mangel ist, hat jetzt die Bundesagentur für Arbeit in der aktuell veröffentlichten Fachkräfte-Engpassanalyse deutlich gemacht. Stellenangebote für examinierte Altenpflegefachkräfte blieben im Bundesdurchschnitt 124 Tage unbesetzt. Auf 100 gemeldete Stellen kämen rechnerisch nur noch 35 Arbeitslose. Im Vergleich zur letzten Untersuchung habe sich allein in den letzten sechs Monaten die Situation erneut verschlechtert. Ähnlich sei die Situation in der Krankenpflege. Auch examinierte Gesundheits- und Krankenpflegefachkräfte werden in allen Bundesländern gesucht. In den ostdeutschen Bundesländern mit Ausnahme von Sachsen falle die Stellenbesetzung jedoch noch etwas leichter als im restlichen Bundesgebiet.
Auf eine Pflegefachkraft kommen drei offene Stellen
Der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) Bernd Meurer bezeichnete die Situation als dramatisch. "Damit werden erneut zwei Dinge deutlich: Pflegefachkräfte haben die besten Berufschancen und der Fachkräftemangel existiert und steigt kontinuierlich weiter an", sagte Bernd Meurer. In der Altenpflege könnten aktuell über 30.000 Arbeitsplätze für Fachkräfte direkt besetzt werden, bis zum Jahr 2020 fehlten sogar 220.000 Pflegekräfte.
Auf eine examinierte Fachkraft kommen inzwischen drei offene Stellen. Schon heute seien die Probleme erheblich. „Die benötigten Mitarbeiter werden, wenn überhaupt, bei den Mitbewerbern gefunden. Ein sich schneller drehendes Personalkarussell ist keine konstruktive Lösung, sondern verstärkt die Schwierigkeiten", so Meurer. Viele Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen seien überlastet und würden aus dem Beruf austreten. Dieses Problem verschärfe den Fachkräftemangels zusätzlich.
Fachkräftemagel: BPA fordert Zuwanderer aus dem Ausland
Meurer sprach von einem Teufelskreis und nahm die Analyse zum Anlass, um Gegenmaßnahmen von der Politik zu fordern. Die Branche selber habe ihre Ausbildungskapazitäten deutlich ausgeweitet und gemeinsam mit den zuständigen Bundesministerien, den Ländern, der Bundesagentur für Arbeit und anderen Akteuren weitergehende Maßnahmen entwickelt. Dringend notwendig sei daher die unverzügliche Umsetzung dieser Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive für die Altenpflege. Das allein reiche aber nicht aus. Wenn nicht zukünftig jeder dritte Schulabgänger einen Pflegeberuf ergreife, müsse für eine schnelle Entlastung die sofortige qualifizierte Zuwanderung aus dem Ausland ermöglicht werden. „Leisten wir uns weiter den Luxus der Untätigkeit, gehen die qualifizierten Pflegefachkräfte nur noch in andere Länder, in denen es auch keine überzogenen Sprachprüfungen als Zugangsvoraussetzung gibt“, so Meurer wörtlich.
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