Malaria-Impfung kurz vor Zulassung
Malaria gehört weltweit zu den großen Killern: Rund eine Million Menschen sterben jedes Jahr an der durch Mückenstiche übertragenen Krankheit. Etwa die Hälfte von ihnen sind Kinder unter fünf Jahren, die in afrikanischen Ländern südlich der Sahara leben. Dort gibt es außer Moskitonetzen keinerlei Schutzmöglichkeiten gegen die tückische Infektionskrankheit.
Nachdem jahrzehntelang vergeblich nach einer Malaria-Impfung gesucht wurde, steht die Forschung nun vor einem Durchbruch: Der Malaria-Impfstoff RTS,S schnitt in einer Studie mit mehr als 17.000 Kindern in Afrika so vielversprechend ab, dass die Studienleiter noch in diesem Jahr mit einer Zulassung rechnen. „Die Studie zeigt, dass die Impfung mit RTS,S in drei Dosen Malariafälle bei Säuglingen und Kindern verhindert, und dass die Wirksamkeit des Impfstoffes durch eine Auffrischungsimpfung noch vergrößert werden kann“, fasst der Tübinger Tropenmediziner Professor Peter G. Kremsner, Koordinator der Studie in Gabun, die Studienergebnisse zusammen. Die Impfungen würden zudem sehr gut vertragen und es gebe kaum Nebenwirkungen. „Der Impfschutz liegt, je nach Alter der Kinder, zwischen 26 und 36 Prozent über die gesamte Dauer der Beobachtung von fast vier Jahren“, so Kremsner. Da der Impfstoff nur jedem dritten Kind hilft, ist er kein perfekter Impfstoff, dennoch könnten Millionen Kinder profitieren
Zulassung des Malaria-Impfstoffes noch in diesem Jahr erwartet
Impfstoffhersteller GlaxoSmithKline (GSK) hatte bereits im vergangenen Jahr einen Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) gestellt. Parallel läuft bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Begutachtungsprozess. Laut Tropenmediziner Kremsner ist die Impfstoffzulassung noch 2015 geplant. Danach werde man beginnen, den Impfstoff gemeinsam mit schon etablierten Impfungen afrikanischen Säuglingen in den ersten Lebensmonaten zu verabreichen. „Da es trotz 100 Jahren Forschung auf diesem Gebiet bis heute noch keinen Impfstoff gegen Malaria gibt, wird RTS,S ein Meilenstein bei der Malaria-Kontrolle sein“, fasst Peter Kremsner seine Erwartungen zusammen.
Studie mit über 17.000 afrikanischen Kindern belegt Wirksamkeit von RTS,S
Der von GlaxoSmithKline entwickelte Impfstoff RTS,S wird bereits seit 2009 an elf Zentren in den sieben afrikanischen Ländern Burkina Faso, Gabun, Ghana, Kenia, Malawi, Mosambik und Tansania in einer Phase III-Studie getestet. Für die Zulassungsstudie wurden 8.922 Kleinkinder zwischen 5 und 17 Monaten und 6. 537 Säuglinge zwischen 6 und 12 Wochen in drei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe erhielt drei Impfungen im Abstand von je einem Monat und nach 18 Monaten eine Auffrischungsimpfung. Probanden der ersten Gruppe erhielten ausschließlich RTS,S Injektionen. Teilnehmer der zweiten Gruppe wurden dreimal mit RTS,S und zur Auffrischung mit einem Kontrollimpfstoff geimpft. Die Probanden der dritten Gruppe wurden nur mit dem Kontrollimpfstoff versorgt. Alle Teilnehmer wurden noch bis zu 48 Monaten nach der letzten Impfung nachuntersucht.
RTS,S ist ein sogenannter Proteinimpfstoff. Durch die Impfung mit RTS,S begegnet der Körper dem CPS-Protein (Circumsporozoite Protein) und entwickelt eine Immunantwort dagegen. Infiziert sich der Geimpfte nun mit Malaria, erkennt sein Immunsystem den Parasiten beim ersten Eindringen und bekämpft ihn.
Nach Angaben von Glaxo Smith Kline soll der Impfstoff Entwicklungsländern günstig zur Verfügung gestellt werden. Der Pharmakonzern verspricht, den Gewinn von rund fünf Prozent weiter in die Erforschung und Entwicklung von Malaria-Impfstoffen der zweiten Generation oder von Impfstoffen gegen andere vernachlässigte tropische Krankheiten zu investieren.
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