Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Männer erkranken häufiger an Darmkrebs, aber warum?

Samstag, 25. September 2021 – Autor:
Weltweit erkranken mehr Männer als Frauen an Darmkrebs. Mit den üblichen Risikofaktoren wie Übergewicht und Fleischkonsum lässt sich der Unterschiede alleine jedoch nicht erklären. Forscher können über die Gründe nur spekulieren.
Hohes Darmkrebsrisiko von Männern nur zu 50 Prozent durch Lebensstil erklärbar

Hohes Darmkrebsrisiko von Männern nur zu 50 Prozent durch Lebensstil erklärbar – Foto: © Adobe Stock/ Martina

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 55.000 Menschen an Darmkrebs. Männer häufiger als Frauen, das ist weltweit so. In Deutschland liegt die altersstandardisierte Neuerkrankungsrate bei Männern bei 46 pro 100.000 pro Jahr, bei Frauen dagegen nur bei 28. Aber wie lassen sich diese Unterschiede erklären? Vielleicht weil Männer mehr Alkohol trinken, öfter rauchen, mehr rotes Fleisch essen und übergewichtiger sind als Frauen?

Studie mit 16.000 Teilnehmern

Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum sind diesen Fragen in der KolosSal-Studie nachgegangen. Das Team um den Krebsforscher Prof. Hermann Brenner wertete dazu Daten von fast 16.000 Frauen und Männern aus, die eine Darmspiegelung zur Darmkrebs-Vorsorge durchführen ließen. Dabei wurden alle bekannten oder auch mutmaßlichen Risiko- und Schutzfaktoren für Darmkrebs erfasst: Alter, familiäre Vorgeschichte, Diabetes, frühere Koloskopie, Einnahme von Aspirin und Statinen, Rauchen, Alkoholkonsum, Gewicht und Körpergröße, körperliche Aktivität, Verzehr von rotem Fleisch und Wurst, Obst, Gemüse oder Vollkornprodukten sowie bei Frauen die Anwendung von Hormonersatz-Therapien. Die Ergebnisse wurden kürzlich im “International Journal of Cancer” veröffentlicht.

Bei Männern findet sich doppelt häufig ein pathologischer Befund

Zunächst einmal zeigte sich, dass bei Männern doppelt so häufig Darmkrebs bzw. fortgeschrittene Adenome gefunden wurden wie bei Frauen (altersstandardisiert). Rein rechnerisch machen die genannten Risikofaktoren etwa die Hälfte des Risiko-Überschusses der Männer aus. Bei Krebserkrankungen des Enddarms fällt der Einfluss dieser Faktoren noch etwas weniger ins Gewicht als bei Tumoren des übrigen Dickdarms. „Im Umkehrschluss heißt das aber, dass wir die Ursachen für die andere Hälfte dieses Risiko-Überschusses noch nicht kennen“, sagt Studienleiter Hermann Brenner.

Hormonelle Unterschiede unter Verdacht

Die Forscher vermuten, dass die unterschiedliche hormonelle Ausstattung von Männern und Frauen die Diskrepanz erklären könnte. Doch bislang ist das nur Spekulation. Künftige Forschung müsse etwa Daten zu Schwangerschaften, der Einnahme der Anti-Baby-Pille, zum Stillen, zum Beginn und Ende der Monatsblutungen stärker mit einbeziehen.

„Auf jeden Fall zeigen unsere Ergebnisse erneut, wie wichtig es insbesondere für Männer ist, die Möglichkeiten zur Darmkrebsvorsorge wahrzunehmen, Stuhltests durchzuführen oder sich sogleich für eine Vorsorge-Darmspiegelung zu entscheiden“, sagt Hermann Brenner.

Männer können neuerdings die Vorsorge-Koloskopie schon ab 50 Jahren wahrnehmen, Frauen haben einen Anspruch ab 55 Jahren.

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Darmkrebs

Weitere Nachrichten zum Thema Darmkrebs

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Krebs ist oft Zufall und die Wahrscheinlichkeit, ihn zu bekommen, steigt mit dem Alter. Für mindestens sieben Arten von Krebs aber lässt sich das Erkrankungsrisiko durch eine Abkehr von gesundheitsschädlichen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten deutlich nach unten schrauben. Darauf macht die Deutsche Krebshilfe aufmerksam.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin