
Lymphödeme konnten lange Zeit nur mit einer Entstauungstherapie wie etwa mit Kompressionsstrümpfen behandelt werden – Foto: ©tibanna79 - stock.adobe.com
Vor allem Krebspatienten haben darunter zu leiden: Der Tumor ist erfolgreich behandelt, doch zurück bleiben Lymphstauungen. Das feine System der für den Abfluss nötigen Kanäle ist durch Bestrahlung und OP beschädigt worden. Das führt meist zu geschwollenen, schmerzenden Extremitäten,
Bisher konnten nur die Symptome gelindert werden, eine lebenslang leidvolle Situation für die Betroffenen. "Diese Störungen sind für die Betroffenen sehr schwerwiegend und mit hohem Leidensdruck verbunden", beschreibt das Prof. Stefan Langer, Leiter des Bereichs Plastische und Wiederherstellende Chirurgie am Universitätsklinikum Leipzig.
Patienten verspüren schmerzhaftes Druckgefühl
Das schwere und geschwollene Gewebe ist nicht nur optisch unschön, es entsteht auch ein sehr unangenehmes, schmerzhaftes Druckgefühl. Zudem passen die Patientien nicht mehr in ihre Kleidung.
Bis vor wenigen Jahren standen hier zur Behandlung nur Maßnahmen wie Lymphdrainage oder das Tragen von Kompressionsstrümpfen zur Verfügung. "Für die Patienten sind diese ständigen Entstauungstherapien langfristig sehr belastend. Eiine echte Heilungschance gab es nicht."
Neue Therapie für Lymphödeme
Die plastischen Chirurgen am Universitätsklinikum Leipzig nutzen ein OP-Verfahren, um wirksam Linderung zu verschaffen: Als Therapie der Lymphödeme werden gesunde Lymphknoten mikrochirurgisch transplantiert, zerstörtes Gewebe rekonstruiert und die Funktion wieder hergestellt. "Wir können etwas anbieten, was tatsächlich wirksam das Problem lösen kann", so Prof. Langer in einer Pressemitteilung.
Seit mehr als einem Jahr setzt er dazu gesunde Lymphknoten anstelle der beschädigten ein. Bei der Transplantation werden gesunde Lymphnoten an einer Stelle entnommen, wo ihr Fehlen keine Funktion beeinträchtigt. "Wir entnehmen dazu mit Unterstützung unserer Viszeralchirurgen winziges Fettgewebe aus dem Bauchraum", erklärt Langer.
Lymphgefäße übernehmen Funktion des Lymphknotens
In einer mehrstündigen Operation werden dann unter einem speziellen OP-Mikroskop die weniger als 1 Millimeter dicken Lymphgefäße verbunden und übernehmen die Aufgabe des fehlenden Lymphknotens.
Etwa zwei solcher Eingriffe im Monat führen die Leipziger, meist bei Krebspatienten, die jahrelange erfolglose Therapien hinter sich haben. Viele erleben durch den Eingriff eine spürbare Besserung, die Lymphödeme klingen ab, der Druck lässt nach. "Aber wir lernen auch noch viel über dieses neue Verfahren", sagt Langer.
Noch keine Daten zu Langzeitwirkungen
„Es gibt noch wenige Daten zu den Langzeitwirkungen oder dazu, warum wir bei einem Patienten erfolgreich sind und bei anderen nicht", ergänzt der Chirurg. Insgesamt kommt die Therapie vor allem dann in Frage, wenn konservative Behandlungen über einen längeren Zeitraum erfolglos waren.
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