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Lipödem oft nicht erkannt

Mittwoch, 22. März 2017 – Autor:
Das Lipödem ist für die Patienten sehr belastend. Das Krankheitsbild wird aber oft nicht erkannt. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie (DGPRÄC).
Reiterhosen

Reiterhosen-Oberschenkel können auf ein Lipödem hinweisen – Foto: Cara-Foto - Fotolia

Im Anfangsstadium lässt sich ein Lipödem oft nicht von Adipositas ab­grenzen. Eine Adipositas verschlechtert allerdings die Symptome des Lipödems. Die treten bei einigen Frauen bereits in der Pubertät auf. Die weiblichen Geschlechtshormone scheinen bei der Entstehung eine Rolle zu spielen, erklärt DGPRÄC-Präsident Prof. Raymund Horch.

Beim Lipödem handelt es sich um eine Fettverteilungsstörung an Beinen und Armen bei ansonsten häufig wohlproportioniertem Körperstamm und betrifft fast ausschließich weibliche Patientinnen. Die untrüglichen Anzeichen beschreibt die Düsseldorfer Fachklinik CG Lympha: Dazu zählen eine schlanke Taille, aber dicke Oberschenkel, schmerzhafte Reiterhosen, Polster im Bereich der Oberschenkelinnenseiten, säulenartig geformte Beine bis zum oberen Sprunggelenk.

Fettablagerungen an Armen und Beinen

Die Füße sind schlank und völlig unauffällig, ohne Schwellung und ohne Fettablagerungen. Bei mehr als 90 Prozent dieser Patientinnen sind auch die Arme durch ebensolch unproportionalen Fettablagerungen belastet.

Das lipödematöse Fettgewebe an den Armen und Beinen produziert mehr Lymphflüssigkeit, welche durch die vorhandenen gesunden Lymphgefäße zunehmend schlechter abtransportiert wird. Ist der Abfluss deutlich überlastet, kommt es zur Überschwemmung des Fettgewebes mit Lymphe, die Schwellung in den verdickten Extremitäten nimmt zu. Auch die Gefäßwände sind zum Teil verändert, so dass mehr Flüssigkeit in die Zellzwischenräume abgegeben wird.

Lipödem oft nicht erkannt

Schon eine leichte Berührung der Haut führt zu unangenehmen Druckschmerzen, geringes Anstoßen zu blauen Flecken, heißt es weiter in einer Information der Klinik. Nach langem Stehen, abends oder bei höheren Temperaturen kann es zu Spannungsgefühlen in den Extremitäten kommen. Die Erkrankung ist chronisch und fortschreitend.

Susanne Helmbrecht, 1. Vorsitzende des Lymphselbsthilfevereins erklärt, dass sowohl Ärzte als auch betroffene Patienten das Krankheitsbild Lipödem häufig nicht kennen würden, so dass meist ein langer Leidensweg vor der richtigen Diagnose liege. „Die Erkrankten versuchen es mit Diäten und Sport, können einer stetigen Zunahme des Körperumfangs an einer oder mehreren Extremitäten so aber nichts entgegen setzen“. Manche trauen sich aufgrund ihres Aussehens nicht mehr ins Schwimmbad, kurze Röcke sind tabu.

Fettabsaugen zahlt die Kasse meist nicht

Dazu kommt: Durch das Aneinanderscheuern der geschwollenen Extremitäten können sich wunde Stellen auf der Haut bilden, auch können sich Gangstörungen entwickeln. Der Flüssigkeitsstau lässt sich mit manuellen Lymphdrainagen, Kompressionsstrümpfen, apparativer Kompressionstherapie, Bewegung und einer Ernährungsanpassung meist reduzieren, was aber Ausdauer und Geduld erfordere. Diese Entstauungstherapie ist lebenslang notwendig, da sich die Ödeme ansonsten erneut bilden. „Sie hilft aber nicht jedem“, berichtet Horch.

Eine Behandlungs-Möglichkeit ist die Fettabsaugung (Liposuktion) an den Extremitäten, wobei der Arzt übermäßiges Fettgewebe entfernt. Die Krankenkassen kommen nicht oder nur in Einzelfällen für den mehrere tausend Euro teuren Eingriff auf, der Patient muss ihn selbst bezahlen. Das Absaugen sollte nur ein Spezialist vornehmen.

Entsstauungstherapie auch bei Lymphödem nötig

Eine Lipödem kann sich im Fortschreiten auch zu einem Lymphödem ausweiten. Hier sind dann auch die Lymphbahnen defekt, der Fluss ist gestört, durch die chronische Lymphstauung bilden sich weitere Wassereinlagerungen auch in Händen und Füßen. Auch hier ist eine Entsstauungstherapie nötig. Ein Lymphödem kann auch durch die Entfernung der Lymphknoten etwa im Zuge einer Krebs-Operation entstehen. Generell sei die Behandlung von Lip- und Lymphödemen deutlich leichter sei, wenn sie früh diagnostiziert werden, so Horch.

Foto: Cara-Foto/fotolia

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