Lieferengpässe: Apotheken gehen die Medikamente aus
Das ist leider vergriffen“ oder „zurzeit nicht lieferbar.“ Mit solchen Aussagen müssen Apotheker immer öfter ihre Kunden vertrösten. Dahinter steckt ein strukturelles. Problem, das an Planwirtschaft erinnert. Seit dem Jahr 2014 hat sich die Zahl der gemeldeten Arzneimittel-Lieferengpässe verneunfacht – von damals 30 auf 268 im vergangenen Jahr. Bis dato sind in diesem Jahr bereits 216 solcher Meldungen beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eingegangen.
Etwas mehr als die Hälfte der fehlenden Wirkstoffe gelten als versorgungsrelevant. Im laufenden Jahr betrafen sogar fast 60 Prozent der Lieferengpässe versorgungsrelevante Wirkstoffe (127 von 216).
FDP-Bundestagsfraktion will es wissen
Diese Zahlen musste jetzt die Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion offenlegen. Das Bundesgesundheitsministerium schreibt, dass oftmals alternative Arzneimittel zur Verfügung stünden, weshalb ein Lieferengpass nicht unbedingt zum Versorgungsengpass führen müsse. Deswegen sei eine „differenzierte“ Betrachtung notwendig, heißt es aus Spahns Ministerium, das für die Bundesregierung geantwortet hat.
Ursachen für Arzneimittel-Lieferengpässe
Warum kommt es überhaupt zu solchen Lieferengpässen von Arzneimitteln? Ein Grund ist, dass sich die Wirkstoffherstellung oft auf einige wenige Herstelle konzentriert, und die sitzen nicht selten in China oder Indien. Gibt es dort einen Engpass, können auch die Pharmaunternehmen ihre betroffenen Medikamente nicht mehr produzieren.
Laut dem Antwortschreiben der Bundesregierung haben von den 1.344 Wirkstoffherstellern, die Wirkstoffe für die in Deutschland zugelassenen versorgungsrelevanten zuliefern, nur 526 ihren Sitz in der EU. Das ist weniger als die Hälfte. In Deutschland sind nur 96 der Wirkstoff-Lieferanten ansässig. Die Bundesregierung verweist dabei auf eine „unternehmerische Entscheidung“ der Pharmafirmen.
Neben der Konzentration auf einige wenige Hersteller führt die Bundesregierung noch weitere Ursachen auf: Qualitätsmängel bei der Herstellung, Produktions- und Lieferverzögerungen bei Rohstoffen oder etwas Produktionseinstellungen aus verschiedenen Gründen, werden angeführt.
Sind Sparinstrumente schuld?
In der Anfrage wollte die FDP außerdem wissen, inwieweit die politischen Sparinstrumente wie Rabatt- und Festbeträge zu den Lieferengpässen beitragen. Hier sieht die Opposition nämlich den Hasen hauptsächlich begraben. Doch das Bundesgesundheitsministerium weicht aus und argumentiert, mit Einsparungen in Milliardenhöhe, die notwendig seien, um eine qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung zu gewährleisten und finanzierbar zu halten.
Auf der homepage des BfARM sind die gemeldeten Lieferengpässe aufgeführt. Darunter befinden sich aktuell Krebsmedikamente, Kortisonpräparate und Nierenmedikamente.
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