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Leberschäden durch Medikamente häufiger als gedacht

Montag, 8. Juli 2013 – Autor: Anne Volkmann
Bei Leberschäden denken viele an Alkohol. Dass auch Medikamente negativ auf die Leber wirken können, wird nicht immer bedacht. Wer jedoch über einen langen Zeitraum Medikamente wie beispielsweise Schmerzmittel einnimmt, kann damit seiner Leber schaden.
Medikamente können der Leber schaden

Medikamente können der Leber schaden

Etwa jede zehnte unerwünschte Nebenwirkung von Arzneimitteln betrifft die Leber. Doch viele Menschen unterschätzen das Problem, wie der Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Professor Peter R. Galle, betont. Bestätigt wird er durch eine aktuelle isländische Studie, die im Fachmagazin „Gastroenterology“ veröffentlicht wurde und deren Autoren vor Leberschäden durch Medikamente warnen.

Der Studie zufolge kommen Leberschäden durch Medikamente häufiger vor als gedacht. „Für Deutschland gibt es hierzu bislang zwar keine Zahlen, aber die Ergebnisse der isländischen Studie lassen vermuten, dass das Problem auch bei uns größer ist als bislang angenommen“, so Galle. Für ihre Studie hatten die Forscher der Universität Island über zwei Jahre sämtliche Fälle von arzneimittelinduzierten Leberschäden analysiert. Das Ergebnis: 19 von 100 000 Einwohnern hatten pro Jahr einen Leberschaden durch Medikamente erlitten. Eine ähnliche Studie aus Frankreich hatte 14 Fälle pro 100 000 Einwohner festgestellt.

Paracetamol, NSAR und Antibiotika besonders schädlich für die Leber

Fast jedes Medikament schadet der Leber, da die Wirkstoffe durch die Leber abgebaut werden. Im Normalfall kann sich das Organ gut erholen. Kritisch wird es meistens erst dann, wenn entweder zu viele Medikamente geschluckt werden, der Körper gegen ein Medikament überempfindlich reagiert oder die Leber bereits vorgeschädigt ist. Zu den Medikamenten, die häufig die Leber beeinträchtigen, gehören Paracetamol, nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Antibiotika. So zeigte sich in der aktuellen Studie, dass die häufig verschriebene Kombination aus dem Antibiotikum Amoxicillin und seinem Verstärker Clavulansäure für 22 Prozent der Leberschäden verantwortlich war.

Da die Symptome einer Leberschädigung unspezifisch sind, ist eine Diagnose oft schwierig. Anzeichen für eine Leberbeeinträchtigung können Appetitlosigkeit und Erbrechen, Fieber, Gelenk-, Muskel- und Bauchschmerzen, aber auch Juckreiz, Veränderungen der Hautfarbe, sowie Stuhl- und Urinverfärbungen sein. Eher selten, dafür aber besonders gefährlich, ist ein akutes Leberversagen, das für viele der Patienten trotz Behandlung tödlich ausgeht.

Empfohlene Dosierung einhalten

Am häufigsten sind ältere Patienten, Frauen und Menschen, die mehrere Medikamente einnehmen, von arzneimittelinduzierten Leberschäden betroffen. Warum jedoch einige Menschen bestimmte Arzneistoffe besser vertragen als andere, ist noch weitgehend ungelöst. Vermutet wird, dass die Unterschiede auf einer Mischung von genetischen Konstellationen und Umweltfaktoren beruhen.

Um Leberschäden vorzubeugen, sollte bei der Einnahme von Medikamenten unbedingt die empfohlene Dosierung beachtet werden. „Leberschäden treten häufig durch Überdosierungen oder Überschreitungen der vorgeschriebenen Therapiedauer auf“, erklärt Galle. Zudem gilt bei frei verkäuflichen Schmerzmitteln die Regel, sie nicht mehr als drei Tage hintereinander und maximal zehn Tage im Monat einzunehmen. Bestätigt sich der Verdacht einer leberschädigenden Wirkung, sollte das betreffende Medikament möglichst rasch abgesetzt werden – allerdings immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt.

Foto: © Alexander Raths - Fotolia.com

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