Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Lebenserwartung: Männer profitieren davon, wenn Frauen ihnen gleichgestellt sind

Freitag, 6. September 2019 – Autor: anvo
Männer haben weltweit eine geringere Lebenserwartung als Frauen. Sind Frauen und Männer jedoch weitgehend gleichgestellt, leben Männer länger. Eine akutelle Studie konnte zeigen, dass auch in Deutschland Geschlechterunterschiede bei der Lebenserwartung mit dem Grad der Gleichstellung in Zusammenhang stehen.
Gleichstellung, Lebenserwartung

Eine zwischengeschlechtliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe tut vor allem Männern gut – Foto: ©nd3000 - stock.adobe.com

Weltweit gibt es bei der Lebenserwartung Geschlechterunterschiede - und zwar immer mit einer geringeren Lebenserwartung bei den Männern. Auffällig ist dabei, dass dieser Unterschied mit dem Grad der Gleichstellung der Geschlechter variiert. Forscher haben dies zum Anlass genommen zu untersuchen, ob auch zwischen den Bundesländern Lebenserwartungsunterschiede bestehen und ob das Ausmaß der Gleichstellung auf Länderebene mit den Geschlechterunterschieden bei der Lebenserwartung in Zusammenhang steht. Dabei zeigte sich, dass Männer auch in Deutschland eine höhere Lebenserwartung haben, wenn Frauen ihnen gleichgestellt sind. Die Studie wurde im Bundegesundheitsblatt veröffentlicht.

Höhere Ungleichheit = Niedrigere Lebenserwartung bei Männern

Weltweit sterben Männer im Durchschnitt früher als Frauen. Ihre kürzere Lebenserwar­tung ist jedoch nur zu einem geringen Teil auf genetische Faktoren zurückzuführen. „Der größte Teil hängt von den Lebensbedingungen und vom persönlichen Verhalten ab“, so Christiane Groß, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes.

Um dies näher zu untersuchen, setzten Forscher um Petra Kolip, Professorin für Prävention und Gesund­heits­förder­ung an der Universität Bielefeld, den Gender Inequality Index (GII) des Uni­ted Nations Development Project mit der Lebenserwartung in allen deutschen Bundesländern in Beziehung. Der GII reicht von 0 bis 1. Dabei stehen höhere GII-Werte für eine stärkere Ungleichheit der Geschlechter.

Wie die Studie zeigte, variiert der GII in Deutschland zwischen 0,065 in Bayern und 0,117 in Mecklenburg-Vorpommern. Diesem Ungleichheit-Index entsprach auch die jeweilige Differenz zwischen den Geschlechtern in der Lebenserwartung. Kurz: Je weniger Männer und Frauen gleichgestellt sind, desto negativer wirkt sich das auf die Lebenserwartung der Männer aus. Für Frauen gibt es einen solchen Zusammenhang hingegen nicht.

Gleichstellung verändert männliches Verhalten zum Positiven

Um dies zu erklären, führen die Forscher unter anderem an, dass bei Männern einige gesund­heits­schädliche Verhaltensweisen stärker akzeptiert seien als bei Frauen, zum Beispiel Rauchen oder riskantes Autofahren. Eine bessere Gleichstellung zwischen Mann und Frau verändere vermutlich die Vorstellung von Maskulinität. Männer würden umsichtiger und das wirke sich positiv auf ihre Lebenserwartung aus. Daher seien die im Präventionsgesetz formulierten Anforderungen an geschlechterdifferenzierte Interventionen hoch bedeutsam.

Mit Blick auf die gesundheitlichen Auswirkungen fordert der deutsche Ärztin­nen­bund, deutlich mehr Geld für weitere Forschungen zur geschlechtsspezifischen Medi­zin zu investieren. „Wir müssen das Wissen um die Unterschiede bei der Prävention, der Diagnostik und der Therapie vertiefen“, so Groß.

Foto: © nd3000 - Fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Langes Leben

Weitere Nachrichten zum Thema Lebenserwartung

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin