Lebenserwartung: Männer profitieren davon, wenn Frauen ihnen gleichgestellt sind

Eine zwischengeschlechtliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe tut vor allem Männern gut – Foto: ©nd3000 - stock.adobe.com
Weltweit gibt es bei der Lebenserwartung Geschlechterunterschiede - und zwar immer mit einer geringeren Lebenserwartung bei den Männern. Auffällig ist dabei, dass dieser Unterschied mit dem Grad der Gleichstellung der Geschlechter variiert. Forscher haben dies zum Anlass genommen zu untersuchen, ob auch zwischen den Bundesländern Lebenserwartungsunterschiede bestehen und ob das Ausmaß der Gleichstellung auf Länderebene mit den Geschlechterunterschieden bei der Lebenserwartung in Zusammenhang steht. Dabei zeigte sich, dass Männer auch in Deutschland eine höhere Lebenserwartung haben, wenn Frauen ihnen gleichgestellt sind. Die Studie wurde im Bundegesundheitsblatt veröffentlicht.
Höhere Ungleichheit = Niedrigere Lebenserwartung bei Männern
Weltweit sterben Männer im Durchschnitt früher als Frauen. Ihre kürzere Lebenserwartung ist jedoch nur zu einem geringen Teil auf genetische Faktoren zurückzuführen. „Der größte Teil hängt von den Lebensbedingungen und vom persönlichen Verhalten ab“, so Christiane Groß, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes.
Um dies näher zu untersuchen, setzten Forscher um Petra Kolip, Professorin für Prävention und Gesundheitsförderung an der Universität Bielefeld, den Gender Inequality Index (GII) des United Nations Development Project mit der Lebenserwartung in allen deutschen Bundesländern in Beziehung. Der GII reicht von 0 bis 1. Dabei stehen höhere GII-Werte für eine stärkere Ungleichheit der Geschlechter.
Wie die Studie zeigte, variiert der GII in Deutschland zwischen 0,065 in Bayern und 0,117 in Mecklenburg-Vorpommern. Diesem Ungleichheit-Index entsprach auch die jeweilige Differenz zwischen den Geschlechtern in der Lebenserwartung. Kurz: Je weniger Männer und Frauen gleichgestellt sind, desto negativer wirkt sich das auf die Lebenserwartung der Männer aus. Für Frauen gibt es einen solchen Zusammenhang hingegen nicht.
Gleichstellung verändert männliches Verhalten zum Positiven
Um dies zu erklären, führen die Forscher unter anderem an, dass bei Männern einige gesundheitsschädliche Verhaltensweisen stärker akzeptiert seien als bei Frauen, zum Beispiel Rauchen oder riskantes Autofahren. Eine bessere Gleichstellung zwischen Mann und Frau verändere vermutlich die Vorstellung von Maskulinität. Männer würden umsichtiger und das wirke sich positiv auf ihre Lebenserwartung aus. Daher seien die im Präventionsgesetz formulierten Anforderungen an geschlechterdifferenzierte Interventionen hoch bedeutsam.
Mit Blick auf die gesundheitlichen Auswirkungen fordert der deutsche Ärztinnenbund, deutlich mehr Geld für weitere Forschungen zur geschlechtsspezifischen Medizin zu investieren. „Wir müssen das Wissen um die Unterschiede bei der Prävention, der Diagnostik und der Therapie vertiefen“, so Groß.
Foto: © nd3000 - Fotolia.com