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Künstliches Hüftgelenk: Für jüngere Patienten ist spezielle OP-Technik ratsam

Mittwoch, 6. Dezember 2017 – Autor:
Künstliche Hüftgelenke brauchen auch jüngere Patienten - etwa 16 Prozent der Betroffenen sind unter 60 Jahre alt. Damit ihre Prothese lang genug hält, raten Experten zu einer speziellen OP-Technik.
Endoprothese

Brauchen jüngere Patienten ein künstliches Hüftgelenk, sollte es besondes lange halten – Foto: ©psdesign1 - stock.adobe.com

Ein künstliches Hüftgelenk erhalten fast nur ältere Menschen, denken viele. Doch etwa 16 Prozent der Patienten sind jünger als 60 Jahre. Rein statistisch stehen ihnen daher bis zum Lebensende mehrere Wechseloperationen bevor. Um eine maximale Haltbarkeit des ersten Implantats zu erreichen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik (AE) für den Ersteingriff bei ansonsten gesunden Patienten ein besonders schonendes Vorgehen. Das erläuterten Experten im Vorfeld des 19. Kongresses der AE im November 2017 in Hamburg.

Bei den unter 60-jährigen Patienten ist der Knorpelverlust im Gelenk meist nicht auf natürlichen Verschleiß zurückzuführen, sondern hat andere Gründe. „Diese Patienten leiden oft an angeborenen Gelenkfehlstellungen, Durchblutungsstörungen, haben Unfallverletzungen erlitten oder eine rheumatische Erkrankung, die den Gelenkknorpel ihres Hüftgelenks zerstört hat“, erläutert Prof. Karl-Dieter Heller, Generalsekretär der AE.

Künstliches Hüftgelenk: Jüngere Patienten brauchen schonendere OP

Nach wie vor existiert kein Material, das an die Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit des natürlichen Gelenks heranreicht. Die Erfahrung zeigt, dass Hüftgelenksprothesen durchschnittlich mehr als 15 Jahre, mitunter auch 25 Jahre halten. Gerade bei jüngeren Patienten sollten sie möglichst lange den Anforderungen des Alltags standhalten. „Wir tun deshalb alles für eine lange Standzeit der ersten Prothese“, sagt Professor Heller, der Chefarzt der Orthopädischen Klinik am Herzogin Elisabeth Hospital in Braunschweig ist.

Er empfiehlt daher eine schonendere OP-Methode: Bei einem minimalinvasiven Eingriff wird die Muskulatur nicht vom Knochen abgelöst. Möglich machen dies moderne Lagerungstechniken und Instrumentarien. Dadurch sei das Operationstrauma geringer und die Rehabilitation gehe schneller vonstatten. Diese Methode erfordere jedoch viel Erfahrung von Seiten des Operateurs. Patienten sollten sich vorher entsprechend erkundigen, heißt es weiter in einer Pressemitteilung der AE.

Kurzschaft-Prothese erhält Knochensubstanz im Oberschenkel

Eine Kurzschaft-Prothese helfe, wertvolle Knochensubstanz im Oberschenkelknochen zu erhalten. „Für das im Vergleich zum Normalschaft zierliche Implantat müssen wir bei der Implantation weniger Knochen entfernen. Dadurch haben wir bei einem eventuellen späteren Wechseleingriff mehr Knochen zur Verankerung der Nachfolgerprothese zur Verfügung“, sagt Heller.

Kurzschaftprothesen würden jedoch erst seit rund zehn Jahren eingesetzt. Da Langzeitergebnisse bislang fehlen, vertrauen derzeit noch viele Operateure auf die seit Jahrzehnten bewährten, aber etwas längeren Geradschaftprothesen.

Mehr Aktivität bedeutet auch mehr Abrieb

Da jüngere Patienten im Schnitt aktiver als ältere Patienten sind, ist Materialverschleiß schneller möglich. Der Abrieb ist bei ihnen ein großes Thema, denn die so entstehenden Partikel können zu Prothesenlockerungen führen. „Wir empfehlen deshalb bei jüngeren Patienten für Hüftkopf und Pfanne Keramik-Keramik oder ultrahochvernetzter Kunststoff (HXPE) mit Keramik, da sie am wenigsten Verschleißpartikel erzeugen“, so Heller. 

Mit einem künstlichen Hüftgelenk ist ein normaler aktiver Alltag sowie das moderate Ausüben von Sportarten wie Skifahren, Laufen, Schwimmen, Golfen, Radfahren, Wandern und Nordic Walking wieder möglich. Dennoch sind Belastungsfähigkeit und Lebensdauer einer Prothese nach wie vor Grenzen gesetzt, betont Prof. Henning Windhagen, Präsident der AE und Direktor der Orthopädischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) im Diakovere Annastift.

Foto: PSDesign1/fotolia.com

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