Krebskranke Kinder mit Rückfall profitieren von Krebsgenomanalysen

Durch die INFORM Studie bekommen krebskranke Kinder eine neue Chance – Foto: © Adobe Stock/ Photographee.eu
Krebskranken Kindern stehen viel weniger Therapieoptionen zur Verfügung als Erwachsenen. Problematisch wird das, wenn es zu einem Rückfall kommt. Neue Ansätze wie zielgerichtete Medikamente und Immuntherapien gibt es speziell für Kinder kaum. Etwa ein Fünftel der jungen Krebspatienten können nicht geheilt werden, weil die üblichen Standardtherapien bei wiederkehrenden Tumoren nicht mehr anschlagen.
Durch die Heidelberger INFORM-Studie sollen diese Kinder eine zweite Chance erhalten. Seit 2015 wird bei teilnehmenden Kindern, die einen Rückfall erleiden, eine Krebsgenomanalyse durchgeführt. Finden die Ärzte molekulare Angriffsziele, können die Betroffenen entsprechende Therapien erhalten, etwa im Rahmen klinischer Studien. Die Studie wird vom Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Universitätsklinikum Heidelberg an 72 Zentren in acht europäischen Ländern durchgeführt.
Einige Kinder konnten durch die Studie länger leben
Die Ergebnisse der Langzeitbeobachtung wurden nun in der Zeitschrift Cancer Discovery veröffentlicht und zeigen den Nutzen der Krebsgenomanalysen für die jungen Betroffenen.
Insgesamt konnten die Wissenschaftler bei 225 der insgesamt 519 Patienten genetische Zielstrukturen identifizieren, die prinzipiell therapierbar sind. Bei 42 Patienten wurden die Zielstrukturen als „sehr geeignet“ für eine Therapie eingestuft.“ Die Hälfte dieser Patienten erhielten auf Empfehlung ihres behandelnden Arztes daraufhin eine zielgerichtete Krebstherapie. „Im Vergleich zu allen anderen Patienten, ließ sich die Zeit ohne Fortschreiten der Krebserkrankung damit verdoppeln“, berichtet Cornelis van Tilburg, Erstautor der Studie.
Kinder bekommen zielgenauere Medikamente
Als sehr geeignet wurden beispielsweise Erbgutveränderungen im Tumor eingestuft, die biologische Zielstrukturen darstellen, für die es bereits zugelassene Medikamente oder laufende klinische Studien gibt. Die behandelnden Kinderonkologen konnten diese Informationen anschließend für ihre Therapieentscheidungen heranziehen.
Bei acht Prozent konnte zudem die genaue Tumorform auf Basis der Genomanalyse festgestellt werden. Darüber hinaus wurde bei 39 der Patienten eine familiär bedingte genetische Veranlagung für die Krebserkrankung festgestellt, die in Beratungsangebote und Vorsorgeprogramme für Familien einfließen.
Früherer Einsatz der Präzisionsdiagnostik wäre besser
Die Studie sei ein erster wichtiger Schritt, um zu zeigen, dass einige der Betroffenen von modernen Krebsgenomanalysen profitieren können, meint KiTZ-Direktor Stefan Pfister. „Idealerweise sollten die molekularen Diagnosen jedoch nicht erst bei einem Rückfall als letzte Hoffnung zum Einsatz kommen. Bei den meisten der jungen Krebspatienten ist die Krankheit dann schon sehr weit fortgeschritten. Könnte man den Patienten mit besonders hohem Rückfallrisiko bereits zu einem früheren Zeitpunkt eine auf sie zugeschnittene Therapie anbieten, wären diese höchstwahrscheinlich deutlich effektiver.“
Die Heidelberger wollen nun weitere Studien auflegen, in denen krebskranke Kinder auf Basis molekularer Diagnostik neue Medikamente bekommen sollen.