In Griechenland haben im Zuge der Krise mehr als eine Million Menschen ihre Krankenversicherung verloren, weil sie die Beiträge nicht mehr zahlen konnten. Insgesamt steht heute ein Drittel der Bevölkerung ohne Krankenversicherung da. Damit haben mehr als dreieinhalb Millionen Griechen keinen Anspruch auf medizinische Behandlung sowie auf Medikamente. Nach Berichten des Beauftragten für die gesundheitspolitische Zusammenarbeit mit Griechenland, Wolfgang Zöller, ist die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten und Medizinprodukten derzeit völlig unzureichend. Bestimmte hochpreisige Produkte seien nicht mehr verfügbar.
Deutsche Pharmafirmen wollen Griechenland weiterhin beliefern
Deutsche Pharmaunternehmen haben unterdessen zugesagt, Griechenland weiter mit Medikamenten zu beliefern. "Die forschenden Arzneimittelhersteller sind sich ihrer Verantwortung für Patienten bewusst und garantieren trotz aller Unklarheiten und Zahlungsausfälle der Vergangenheit weiter die Lieferung von Medikamenten nach Griechenland“, sagte die Geschäftsführerin des Verbands der forschenden Arzneimittelindustrie (vfa) Birgit Fischer vergangene Woche. Das Engagement der Pharmaindustrie in dieser Notsituation müsse jedoch durch die europäische und die deutsche Politik gestützt werden. „Arzneimittel, die die forschenden Pharma-Unternehmen weiterhin liefern, müssen auch tatsächlich bei den griechischen Patienten ankommen“, so Fischer. Außerdem forderte die Verbandschefin ein Exportverbot für Medikamente aus Griechenland heraus. Die griechische Sondersituation dürfe keine europaweite Preisspirale nach unten lostreten.
Bundesärztekammer über Krankenversorgung besorgt
Der Präsident der Bundesärztekammer Frank-Ulrich Montgomery zeigte sich über die Gesundheitslage in Griechenland besorgt. Montgomery betonte, dass sich der Deutsche Ärztetag bereits im vergangenen Jahr mit den Gesundheitssystemen in den von der Wirtschafts- und Finanzkrise betroffenen Staaten befasst habe. „Man halte engen Kontakt zu den Kollegen von der griechischen Ärztekammer. Zudem bestehe durch unterschiedliche Gremien auf europäischer Ebene ein regelmäßiger Austausch mit den griechischen Kolleginnen und Kollegen. „So versuchen wir, uns ein Bild von der Lage vor Ort zu machen“, sagte Montgomery.
Laut „ Ärzte-Zeitung“ hat die Finanzkrise in Griechenland zu einem deutlichen Anstieg der HIV-Infektionsraten, Depressionen und Selbstmordraten geführt. Gleichzeitig könnten viele Krankenhäuser ihre Dienstpläne nicht mehr erfüllen und nach Fachärzten suche man vielerorts vergeblich.
Foto: © spuno - Fotolia.com