Krankenkassen melden mehr als eine Milliarde Verlust
Zum Ende des Jahres melden die gesetzlichen Krankenkassen einen Verlust. Damit schließen sie erstmals seit 2015 das Jahr mit einem Defizit ab. Dieses wird mehr eine Milliarden Euro betragen, wie Doris Pfeiffer, Vorstandschefin des Verbands der gesetzlichen Krankenversicherung, gegenüber der Funke-Mediengruppe erklärte.
Die Verbandschefin spricht von einer „alarmierenden“ Entwicklung. Die steigenden Ausgaben hätten auch durch Rekordeinnahmen der Krankenkassen nicht ausgeglichen werden können. Im Laufe des Jahres hätte sich dieser Trend noch beschleunigt. Dies liege einerseits am medizinischen Fortschritt, andererseits an teuren Gesetzen der Bundesregierung. „Allein durch das Terminservicegesetz und das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz kommen auf die Krankenkassen im nächsten Jahr rund fünf Milliarden Euro an Mehrausgaben zu", so die Vorstandschefin.
2021 könnten Beiträge erhöht werden
Eine Erhöhung des Zusatzbeitrags sei jedoch bei den meisten Krankenkassen im nächsten Jahr nicht zu erwarten, so Pfeiffer. Die Beiträge könnten stabil gehalten werden, weil die meisten Kassen einen Teil ihrer Rücklagen auflösen würden. Erst ab 2021 werde es wohl zu höheren Beiträgen kommen.
Der Krankenkassenbeitrag liegt generell bei 14,6 Prozent des Einkommens. Die Kassen können jedoch einen individuellen Zusatzbeitrag festlegen. Im Durchschnitt liegt dieser bei 0,9 Prozent. Erhöht die Krankenkasse diesen Betrag, haben Kunden ein Sonderkündigungsrecht bis zum Ende des Monats, in dem der neue Zusatzbeitrag erstmals gilt.
2018 gab es Milliarden-Überschuss
Noch Mitte des Jahres hatten die gesetzlichen Krankenkassen gemeldet, dass sie deutlich mehr Geld einnehmen als ausgeben – vor allem wegen der guten Konjunktur. Im Jahr 2018 hatten sie einen Überschuss von zwei Milliarden Euro gemacht, Ende 2018 betrugen die Rücklagen nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums 21 Milliarden Euro. Der GKV-Spitzenverband hatte trotz der guten Entwicklung im Laufe des Jahres 2019 bereits vor deutlichen Ausgaberisiken gewarnt. Die jetzt gemeldeten Verluste dürften trotzdem viele überraschen.
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