Bei der Versorgung mit Zahnersatz gibt es in Deutschlad große regionale Unterschiede. Bürger in Bayern zahlen doppelt so viel für Kronen, Brücken und Co. wie Patienten in Sachsen-Anhalt. Ihr Eigenanteil beträgt im Schnitt 1.228 Euro, in Sachsen-Anhalt sind es 628 Euro.
Das geht aus dem Barmer-Zahngesundheitsatlas hervor, der jetzt in Berlin vorgestellt wurde. "Viele Ergebnisse aus dem Atlas lassen sich nicht zahnmedizinisch erklären. Zahnärzte, Krankenkassen und Politik sollten gemeinsam die Ursachen dieser Unterschiede diskutieren, um bundesweit einheitlich hohe Standards bei Beratung und Versorgung sicherzustellen", sagte Prof. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer.
Saarländer Schlusslicht bei Zahnarzt-Besuchen
Ein deutlicher Unterschied zwischen den östlichen und westlichen Bundesländern zeige sich andersherum bei dem Anteil der Bevölkerung, der zum Zahnarzt geht: Die Sachsen sind hier den Ergebnissen zufolge Spitzenreiter (77,1 Prozent), die Saarländer hingegen Schlusslicht (65,2 Prozent).
"Die Gründe für die Unterschiede kennen wir nicht. Möglich wären tradierte Inanspruchnahmemuster, verschiedene Präventionsaffinitäten und ein unterschiedlicher Stellenwert des Bonussystems", betonte Studienautor Prof. Michael Walter von der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik an der TU Dresden.
Kosten für Zahnersatz hängen vom Wohnort ab
Die Kosten für den Zahnersatz hängen eindeutig vom Wohnort ab: Der vom Patienten zu tragende Eigenanteil beim Zahnersatz lag in den östlichen Flächenländern mit 47,7 Prozent bis 50,2 Prozent deutlich unter Bayern und Baden-Württemberg. Dort trugen Patienten mit ihrem Eigenanteil 66 beziehungsweise 66,7 Prozent der Kosten.
Eine Ursache für hohe Kosten dürfte die verstärkte Wahl von aufwändigem, ästhetisch ansprechenderem und somit meist teurerem Zahnersatz sein, sagte Straub. Dabei sei die Regelversorgung nicht nur zweckmäßig, sondern auch haltbar. "Wenn aufwändiger Zahnersatz gewählt wird, stellt sich durchaus die Frage, ob das immer der alleinige Wunsch des Patienten ist", so der Vorstandsvorsitzende.
Mehr Knirscher-Schienen für Stadtbewohner
Besonders bei Knirscherschienen zeigt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen Stadt und Land. Je 3,7 Prozent der Hamburger und der Berliner brauchen eine solche Hilfe bei Beschwerden im Kieferbereich, zum Beispiel durch Zähneknirschen. Zum Vergleich, in Thüringen sind es nur 1,4 Prozent. "Der vergleichsweise stressige Alltag in Großstädten könnte ein Grund für die höhere Zahl von Aufbissschienen sein", so Walter.
Bayern bei Zahnvorsorge für Kinder an der Spitze
Deutliche regionale Unterschiede gibt es auch bei Früherkennungsuntersuchungen für Kinder. Erneut ist Bayern an der Spitze. Hier liegt die Inanspruchnahmerate bei 42,5 Prozent. Schlusslicht sind die Saarländer (27,7 Prozent). Bundesweit waren 35,9 Prozent der Kinder zwischen dem 30. und 72. Lebensmonat bei einer Früherkennungsuntersuchung.
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