Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Kontakt mit Feuerqualle? Rasierschaum hilft!

Mittwoch, 17. Juli 2019 – Autor:
Quallen, Muscheln, Seeigel: Am Strand und beim Baden im Meer hat man mit ungewohnten Lebewesen zu tun. Die sind nur selten gefährlich – trotzdem muss man sich zu helfen wissen, wenn man sich beim Urlaub am Meer im Kontakt mit Tieren oder anderen Objekten verletzt. Vieles verhält sich da anders als an Land.
Feuerqualle am Sandstrand

Finger weg: Nicht alle Quallen sind gefährlich, die Feuerqualle hingegen schon (hier: im Wattenmeer, deutsche Nordsee). Unkonventionelle, aber erprobte Erste-Hilfe-Maßnahme bei den verbrennungsähnlichen Verletzungen durch sie: Rasierschaum auf die Haut und Nesselkapseln abschaben. – Foto: ©Christian - stock.adobe.com

Der Weiße Hai ist nicht das Problem. Im Urlaub im oder am Meer ist die Wahrscheinlichkeit ungleich größer, Opfer unspektakulärer Phänomene zu werden: Hautreizungen beim Kontakt mit Quallen, Schnittverletzungen nach dem Tritt in eine Muschel oder Glasscherbe oder ein Seeigel-Stachel tief in der Haut. Meist sind diese kleinen Unfälle nicht schlimm. Aber Landbewohner sind da schnell verunsichert, können Gefahren und Risiken schlecht einschätzen und wissen oft nicht, was sie dann tun müssen. Beispiel: Quallen.

Klimawandel und Überfischung: Quallenplagen nehmen zu

Quallenplagen in den Meeren nehmen zu. Ein Grund dafür ist, dass durch die Überfischung der Meere die natürlichen Fressfeinde der Quallen dezimiert werden. Ein weiterer Grund ist der Klimawandel, der beispielsweise im Mittelmeer zu einer Veränderung des Ökosystems führt. Tropische Tiere, darunter auch Quallen, fangen an, sich hier heimisch zu fühlen. Auch können bestimmte Wind- und Wetterlagen und Wasserströmungen Quallen in Regionen auftreten lassen, in die sie nicht gehören und in denen man nicht mit ihnen rechnet. Wissenschaftler der Uni Kiel gehen davon aus, dass eine Überdüngung der Felder und eine Ausschwemmung von Nitrat ins Meerwasser Algenplagen an Nord- und Ostsee begünstigt. In den deutschen Meeresgewässern leben vor allem Feuer- und Ohrenquallen. Während die Ohrenqualle als völlig harmlos gilt, kann das Nesselgift der Feuerquallen verbrennungsartige Verletzungen hervorrufen. Auch das Gift der in Nord- und Ostsee sowie im Mittelmeer beheimateten Kompassqualle kann Hautreizungen hervorrufen.

Quallen-Brennen auf der Haut: Rasierschaum hilft

Brennt nach dem Kontakt mit den Tentakeln einer Feuerqualle die Haut, sollte man die betroffene Stelle auf keinen Fall abreiben, abspülen oder gar duschen. Dadurch können sich weitere Tentakeln öffnen und das Problem verschlimmern. Als Erste Hilfe empfiehlt Michaela-Alexandra Banzhaf, Inhaberin einer Apotheke in Timmendorfer Strand, im Apothekenmagazin „Baby und Familie" stattdessen: Die betroffene Hautpartie „mit Rasierschaum besprühen oder mit Sand bedecken und diese Schicht mit einer Plastikkarte (etwa Kunden- oder Girocard) abschaben".

Sogar die Rettungsschwimmer der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) haben in ihren Notfallkoffern oft Rasierschaum gegen Quallenverletzungen parat. Helfen kann auch Haushaltsessig: Mit ihm lassen sich Nesselkapseln neutralisieren. Ist die Wunde gereinigt, lindert ein juckreizstillendes Kühlgel den Schmerz und das Brennen. Bei starken Schmerzen und Verbrennungen sollte man den Notarzt (112) rufen.

Seeigel: Stachel entfernen, Wunde desinfizieren

Seeigel kommen in nahezu allen Meeren der Erde vor. Ihre Stacheln dienen zum Schutz gegen Fressfeinde oder zur Fortbewegung. Die Stacheln bei einigen Seeigeln können giftig sein. Tritt man auf einen Stachel, bricht dieser unter Umständen ab und bleibt im Fuß stecken, was zu schmerzhaften eitrigen Entzündungen führen kann. Bei einigen Arten sind die Stacheln zudem schwierig zu entfernen. Experten raten deshalb dazu, Bade- oder Aquaschuhe zu tragen und Seeigel nicht anzufassen. Erste Hilfe: Stachelteile mit der Pinzette entfernen und Wunde desinfizieren. Tief sitzende Stacheln vom Arzt entfernen lassen.

Surfer schwören auf Sprühpflaster

Hat man sich an einem Küstenfelsen eine Schürfwunde geholt oder ist man in eine Muschelschale oder eine Glasscherbe getreten, gilt: Kleine Fremdkörper wie Splitter oder Sandkörner aus der Wunde entfernen (Pinzette), Wunde reinigen und desinfizieren, mit wasserfestem Pflaster gegen Keime schützen. Taucher und Surfer, die trotz kleiner Schrammen weiter im Wasser bleiben wollen, haben mit „Sprühpflaster“ gute Erfahrungen gemacht. Gut für eine Sorglosigkeit im Urlaub ist es, für eventuelle Notfälle schon beim Kofferpacken zu Hause vorzusorgen: mit einer gut sortierten Reiseapotheke.

Darf man mit einer Verletzung noch ins Salzwasser?

Wenn man sich beim Badeurlaub verletzt, stellt sich die grundsätzliche Frage: Darf man aus medizinischer Sicht überhaupt mit einer Wunde ins Salzwasser gehen? Ja, man darf. Zwar ist Meerwasser keineswegs steril. Aber die Kombination aus Salz und Sonne tue der Haut gut, sagen Experten der Klinik für Dermatologie an der Berliner Charité. Schürfwunden oder Ekzeme heilten gut beim Urlaub am Meer. Warum genau das so ist, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Möglicherweise spielt das im Meerwasser enthaltene Element Iod  hier eine Rolle, das als Wirkstoff in Desinfektionsmitteln eingesetzt wird. Das Brennen, das salzhaltiges Wasser an verletzten oder aufgeschürften Hautpartien auslöst, ist zwar unangenehm. Es gilt jedoch als unbedenklich.

Foto: Fotolia.com/Christian 

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Erste Hilfe , Klimawandel , Notfallmedizin , Haut

Weitere Nachrichten zum Thema Gesundheit im Urlaub

15.07.2020

Fuß verstaucht beim Joggen, Platzwunde am Kopf beim Fußball: Wenn Sportverletzungen schnell versorgt werden, kann das den Heilungsprozess beschleunigen und man kann schneller wieder körperlich aktiv sein. Deshalb ist es ratsam, vor allem beim Sport in der Natur ein Erste-Hilfe-Set mit dabei zu haben. Als einfache Behandlungs-Checkliste für den Notfall gilt die „PECH"-Regel aus vier Sofortmaßnahmen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin