Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Kompressionsstrümpfe nach OP verzichtbar

Donnerstag, 21. Mai 2020 – Autor:
Nach einer OP erhalten Patienten oft Kompressionsstrümpfe, um die mögliche Bildung eines Blutgerinnsels zu verhindern. Werden zugleich gerinnungshemmende Arzneimittel gegeben, sind sie verzichtbar.
kompressionsstrümpfe, thromboseprophylaxe

Kompressionsstrümpfe sollen zur Thromboseprophylaxe nach einer OP dienen – Foto: ©tibanna79 - stock.adobe.com

Verschiedene Richtlinien empfehlen eine Kombination aus Kompressionsstrümpfen und gerinnungshemmenden Arzneimitteln für Patienten, die sich einer geplanten Operation unterziehen und ein mittleres oder hohes Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) haben.

Von vielen Patienten werden die Thromboseprophylaxestrümpfe indes als unbequem empfunden. Dazu kommt, dass sie bei falschem Anziehen zu locker sitzen können - und dann wirkungslos sind - oder zu Abschnürungen führen. Die Kompressionsstrümpfe haben keinen Zusatznutzen und sind folglich verzichtbar, das geht nun aus einer im Fachmagazin BMJ veröffentlichten britischen Studie hervor.

Thromboseraten nach OP gesunken

In den letzten Jahren sind die VTE-Raten nach der Operation aufgrund verbesserter Pflege und medikamentöser Therapie erheblich gesunken, was einige Forscher zu der Annahme veranlasste, dass diese Kombination möglicherweise nicht mehr erforderlich sei.

Wissenschaftler um den Chirurgen Joseph Shalhoub vom Imperial College London überprüften diese These und untersuchten 1.858 erwachsene Patienten mit mittlerem oder hohem VTE-Risiko, die sich zwischen Mai 2016 und Januar 2019 in sieben Krankenhäusern in ganz Großbritannien einer nicht notfallmäßigen Operation unterzogen.

Gerinnungshemmer mit und ohne Strümpfe

Die Patienten wurden zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt. Insgesamt 937 Patienten erhielten während ihres Krankenhausaufenthaltes nur gerinnungshemmende Medikamente (niedermolekulares Heparin) und wurden gebeten, 90 Tage nach der Operation keinen Kompressionsstrumpf zu tragen.

Die verbleibenden 921 Patienten erhielten die gleichen gerinnungshemmenden Medikamente und wurden gebeten, während ihres Krankenhausaufenthalts abgestufte Kompressionsstrümpfe zu tragen. Es handelte sich meist um kniehohe Strümpfe.

Rate an Venenthrombosen und Lungenembolien

Innerhalb von 90 Tagen nach der Operation trat eine VTE bei 1,7 Prozent der Patienten in der Gruppe nur mit Arzneimitteln auf, verglichen mit 1,4 Prozent der Patienten in der Gruppe Arzneimittel plus Strümpfe.

Sowohl eine tiefe Venenthrombose als auch eine Lungenembolie traten bei 0,2 Prozent der Patienten in der Gruppe nur mit Arzneimitteln auf, verglichen mit 0,1 Prozent in der Gruppe Arzneimittel plus Strümpfe. Die Unterschiede waren nicht signifikant.

Kompressionsstrümpfe nach OP verzichtbar

Fazit der Studie: Bei Patienten mit geplanten chirurgischen Eingriffen und einem moderaten oder hohen Risiko für venöse Thromboembolien ist die alleinige medikamentöse Thromboseprophylaxe genauso wirksam - und die abgestuften Kompressionsstrümpfe verzichtbar.

In den deutschen Leitlinine ist die Kombination von Medikamenten und physikalischer Therapie (Strümpfe) auch nur noch eine Kann-Bestimmung.

Foto: Adobe Stock/tibanna79

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Heparin

Weitere Nachrichten zum Thema Kompressionsstrümpfe

20.04.2017

Venenerkrankungen sind eine Volkskrankheit. Sie nehmen durch den sitzenden Lebensstil zu. Wie man Krampfadern und Besenreisern vorbeugen kann, erklärt die Deutschen Venen-Liga zum Venentag 2017.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin