Klinikclowns: Hilft Humor wirklich heilen?
„Humor hilft heilen“, sagt der Volksmund. Deswegen bekommen stationäre Patienten, insbesondere Kinder, inzwischen öfter mal Besuch von Klinikclowns. Die Clowns sollen den Patienten Ängste nehmen und Stress abbauen. Bekannt sind beispielsweise die Roten Nasen und die Grypsnasen. An der chirurgischen Kinderklinik der Universitätsklinik Greifswald sollen Kinderclowns zum festen Bestandteil werden, aber nur unter einer Bedingung: Die „Wirksamkeit der Clownseinsätze“ müsse mit exakten wissenschaftlichen Methoden in einer kontrollierten Studie nachgewiesen werden, sagt der Direktor der Kinderchirurgie, Prof. Winfried Barthlen.
Das Glück wird gemessen
Deshalb startet das Uniklinikum im Juli eine Pilotstudie, die es in der Komplexität noch nicht gegeben hat. Gemeinsam mit dem Institut für Psychologie/Sozial- und Organisationspsychologie der Humboldt-Universität Berlin soll wissenschaftlich erhoben werden, ob die Clowns den Kindern tatsächlich guttun. Neben psychologischen Instrumenten wie speziellen Fragebögen soll bei den Kindern auch das „Glückshormon“ Oxytocin gemessen werden. Das vom Körper gebildete Hormon gilt als Marker für den Glückszustand eines Menschen und lässt sich per Speichelprobe ermitteln.
„Clowns erleichtern die Kommunikation, schaffen eine Vertrauensbasis und mehr Wohlbefinden“, meint Barthlen. „Wir gehen außerdem davon aus, dass der Einsatz der Clowns bei der Visite, bei der Vorbereitung auf eine Operation, vor der Narkose, bei einer Routineuntersuchung oder beispielsweise bei einem größeren Verbandswechsel schmerzmildernd wirkt und weniger Medikamente benötigt werden.“ Insgesamt sollte sich dieser Effekt in einer höheren Zufriedenheit mit dem operativen Eingriff seitens der Eltern und weniger Angst vor zukünftigen Krankenhausaufenthalten bei den Kindern niederschlagen, so der Kinderchirurg weiter.
Pilotstudie mit 48 Kindern und den Klinikclowns „Grypsnasen“
Die Pilotstudie mit insgesamt 48 Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren wird zusammen mit den Klinikclowns des Grypsnasen e.V. durchgeführt. Dabei stehen vier zentrale Fragestellungen im Fokus der Untersuchungen: Sind chirurgisch kranke Kinder in der Clownsinterventionsgruppe nach der Behandlung „glücklicher“, das heißt fröhlicher, angstfreier und oxytocinreicher als Kinder in der Kontrollgruppe ohne Clowns? Brauchen die kranken Mädchen und Jungen in der Clownsgruppe weniger und kürzer Schmerzmittel? Sind die Eltern der Kinder nach der Behandlung zufriedener als die Eltern von Kindern in der Kontrollgruppe? Wie wirkt sich die Clownsarbeit auf das ärztliche und pflegerische Personal der kinderchirurgischen Station aus? „Unser Ziel ist, in dieser Ausrichtung einen möglichen Nutzen von fest etablierten Clowns auf Kinderstationen zu untersuchen“, betont Barthlen. „Wir wollen weg von den sporadischen Gastrollen zu einer festen und auch honorierten Teamarbeit.“
Die Studien-Ergebnisse werden Ende des Jahres erwartet. Ein positives Ergebnis könnte andere Kliniken anspornen, öfter und regelmäßiger einen Clown zu engagieren.
Fotos: Angelika Ilgert/UMG