Klinikärzte beklagen wirtschaftlichen Druck
Der Druck in der Klinik, schwarze Zahlen zu schreiben, lastet zunehmend auf den Schultern der Ärzte. Inwieweit sich Ärzte in leitenden Funktionen dem wirtschaftlichen Diktat beugen müssen und wie sich das „gefühlt“ auf das Arzt-Patientenverhältnis auswirkt, hat die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) jetzt in einer aktuellen Studie ermittelt. Unter mehr als 600 befragten Chef- und Oberärzten aus internistischen Fachabteilungen bestätigten rund Drei Viertel, dass sie betriebswirtschaftliche Leistungsvorgaben von ihrer kaufmännischen Geschäftsleitung erhalten. Und ebenso viele sehen sich dadurch die anspruchsvollen ökonomischen Zielvorgaben in der Ausübung des Arztberufs beeinträchtigt.
Kostendruck geht nicht spurlos an den Patienten vorbei
Der Generalsekretär der DGIM Prof. Dr. Dr. Ulrich R. Fölsch sieht darin eine problematische Entwicklung. Die ärztliche Verpflichtung zum Patientenwohl sei mit den von Kaufleuten vorgegebenen Zahlen immer weniger unter einen Hut zu bringen. „Durch die Abrechnungspauschalen drohen Patienten zu mehr oder weniger ‚lukrativen Fällen‘ zu werden“, kritisiert Fölsch. Es entwickle sich eine Kultur, die Pflege und Medizin nur als veräußerbares Produkt und Handelsware verstehe. Das aber fürchten die allermeisten Klinikärzte: 90 Prozent der Befragten glauben, dass die Ökonomisierung des Gesundheitswesens negative Auswirkungen auf das Arzt-Patienten-Verhältnis hat. Und auch eine Erfolgsbeteiligung, die bei 38 Prozent der ärztlichen Führungskräfte vertraglich geregelt ist, wird mehrheitlich kritisch gesehen: 65 Prozent geben an, eine Beteiligung am Umsatz nicht zu wünschen.
Kein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Ärzten und Kaufleuten
Weiter fand die Umfrage heraus, dass sich über 60 Prozent der Internisten unzureichend an Entscheidungen der kaufmännischen Geschäftsleitung beteiligt fühlen. Auch dieses Missverhältnis hält Fölsch für ungesund. „Die kaufmännische Seite muss die Pflicht haben, die Ärzte effizient in Entscheidungsprozesse einzubeziehen“, fordert der Internist. Fast die Hälfte der in der Studie Befragten meint auch, dass zwischen den beiden Bereichen keine partnerschaftliche Zusammenarbeit existiert.
Ärztevertreter wie etwa der Präsident der Bundesärztekammer Frank Ulrich Montgomery kritisieren schon seit langem, dass das Gesundheitswesen zunehmend von betriebswirtschaftlichen Denkmustern und Management-Paradigmen durchdrungen wird. Dadurch verschiebe sich auch das ärztliche Berufsbild, da Ärzte immer stärker mit Themen konfrontiert seien, die bisher nicht zu ihren Kernaufgaben gehörten.
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