Kinderlähmung in Syrien ausgebrochen
In Syriens nordöstlicher Provinz Deir-al-Zor weisen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 22 Kinder akute Lähmungserscheinungen auf, die typischerweise bei Kinderlähmung (Poliomyelitis) auftreten. Bei zehn der Betroffenen sei das Polio-Virus bereits nachgewiesen worden. Die anderen Verdachtsfälle würden derzeit noch untersucht. Alle Verdachtspatienten sollen jünger als zwei Jahre alt sein.
Der Polio Ausbruch in Syrien sei eine Bedrohung für den gesamten Nahen Osten, erklärte Bruce Aylward von der WHO gegenüber der Nachrichten Agentur Reuters. Der WHO-Experte für Polio vermutet, das Virus sei aus Pakistan eingeschleppt worden.
Polio-Virus ist hoch ansteckend
In Syrien galt Kinderlähmung eigentlich seit 1999 als ausgerottet. Aufgrund des Bürgerkriegs in Syrien wurden jedoch viele syrische Kinder nicht gegen Polio geimpft. Die WHO schätzt, dass eine halbe Million syrischer Kinder nicht ausreichend immunisiert sind. Da viele Syrer auf der Flucht sind, könnte sich die Erkrankung auch rasch in den Nachbarregionen ausbreiten. Der Präsident des Robert Koch-Instituts in Berlin Prof. Reinhard Burger hält es sogar für möglich, dass das Virus auch nach Europa wieder eingeschleppt werden könnte.
Polio greift das Nervensystem an und kann innerhalb weniger Stunden zu irreversiblen Lähmungen oder zur Unterentwicklung von Gliedmaßen führen. Das Virus ist hoch ansteckend und verbreitet sich besonders unter Kleinkindern schnell, aber auch Erwachsene können sich anstecken.
Die WHO hat nach eigenen Angaben in der Region Deir al-Zor bereits mit Impfungen begonnen. Syriens Nachbarland Libanon hat angekündigt, eine Impfkampagne für 700.000 libanesische und ausländische Kinder zu starten. Im Libanon halten sich zurzeit etwa eine Million Syrer auf.
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