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Kinderärzte: Schulen so schnell wie möglich wieder öffnen

Samstag, 23. Mai 2020 – Autor: anvo
Verzweifelte Eltern, Kinder, die zunehmend rastloses Verhalten zeigen, eine deutliche Zunahme häuslicher Gewalt: All das sind Folgen der Schulschließungen aufgrund der Corona-Pandemie. Kinder- und Jugendärzte fordern nun, die Schulen so schnell wie möglich wieder umfassend zu öffnen.
Corona-Pandemie, Schulschließungen

Pauschale Schulschließungen sind auch während der Corona-Pandemie nicht gerechtfertigt – das sagen zumindest Kinder- und Jugendärzte – Foto: ©detailblick-foto - stock.adobe.com

Pauschale Schulschließungen haben schlimme Folgen für Kinder und Eltern und sind medizinisch nicht gerechtfertigt: Das erklärt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte und kritisiert damit das Vorgehen der Schulministerien. Nach wie vor komme es nur in absolut unzureichendem Maße zu Präsenzunterricht, so der BVKJ. Der als Ersatz angebotene Online-Unterricht sei zum einen von sehr unterschiedlicher Qualität, zum anderen überfordere er insbesondere lernschwache Kinder und Jugendliche sowie solche aus einkommensschwachen Familien. Faktisch werde damit das Grundrecht aller Kinder auf Bildung und Erziehung ausgesetzt.

Kinder zeigen zunehmend unruhiges Verhalten

Wie der Verband berichtet, kommen immer mehr verzweifelte Eltern in die Praxen, weil sie aufgrund der Schulschließung zum Teil existenzielle Probleme bekommen. Sie sind durch Homeschooling und Kinderbetreuung überfordert und können häufig ihrer Erwerbsarbeit nicht nachgehen. Kinder wiederum zeigen zunehmend unruhige bzw. rastlose Verhaltensweisen, die zuvor nicht bestanden haben. Auch die sprunghaft angestiegene Inanspruchnahme der Kinderschutzhotlines weist auf die dramatischen Folgen des Lockdowns in Folge der Corona-Pandemie hin.

Risiko durch Kinder nicht so groß wie behauptet

Aus wissenschaftlicher Sicht sei es unstrittig, dass insbesondere jüngere Kinder bis zehn Jahre nur sehr selten schwer an COVID-19 erkranken, so der BVKJ. Tun sie dies ausnahmsweise doch, so stecken sie dem Verband zufolge Erwachsene nur in seltenen Fällen an. Sie selbst hingegen wurden in über 80 Prozent der Fälle nachweislich von Erwachsenen angesteckt.

Die Experten betonen, dass Kinder jenseits des zehnten Geburtstages in der Regel in der Lage seien, Hygienemaßnahmen umzusetzen und einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. „Sie stellen für ihre Lehrer kein größeres Risiko dar als die Lehrerkollegen.“

Pauschale Schulschließungen sind „inakzeptabel“

Natürlich müssen Lehrer durch angemessene Hygienemaßnahmen geschützt werden. Doch: „Das pauschale Aussetzen ihrer pädagogischen Tätigkeit im Schulgebäude durch entsprechende Verwaltungsakte der Schulministerien vieler Bundesländer ist für uns Kinder- und Jugendärzte im Rahmen einer Rechtsgüterabwägung nicht nachvollziehbar und daher inakzeptabel“, so der BVKJ. Stattdessen wären verbesserte Hygienemaßnahmen und die angemessene Ausstattung der Lehrkräfte, z. B. mit Masken und Händedesinfektionsmitteln, der richtige Weg.

Foto: Adobe.stock / detailblick-foto

Hauptkategorien: Corona , Medizin , Gesundheitspolitik
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