Kein Verlass auf Diabetesspürhunde
Hunde haben feine Nasen. Werden sie entsprechend trainiert, können sie sogar eine Unterzuckerung beim Menschen riechen und bestenfalls ihr Herrchen durch Bellen oder Kratzen darauf aufmerksam machen. Daher werden seit geraumer Zeit Hunde zu Diabetesspürhunden ausgebildet. Sie können Veränderungen in Schweiß und Atem riechen, die bei einer akuten Unterzuckerung entstehen. In einer ersten kontrollierten Studie aus 2013 von Dehlinger et al. war aber gerade mal die Hälfte der Diabetesspürhunde in der Lage, allein am Geruch eine Unterzuckerung wahrzunehmen. Diabetes-Experten warnen deshalb davor, allzu großes Vertrauen in Diabetesspürhunde zu setzen.
Diabetesspürhunde: Es fehlt der wissenschaftliche Beweis
„Es gibt bislang keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Diabetesspürhunde ähnlich wie Lawinen- oder Blindenführhunde nach § 33 des Sozialgesetzbuches als medizinische ‚Hilfsmittel‘ eingesetzt werden können“, sagt Prof. Dr. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von der Deutschen Diabetes-Hilfe diabetesDE. Neben dem Wirksamkeitsnachweis fehlten gegenwärtig auch effektive und einheitliche Trainingsverfahren, die für die Ausbildung von Diabetesspürhunden Grundlage sein müssten, so Danne weiter. Eine Qualitätsüberprüfung oder Vergleichbarkeit der Angebote sei daher derzeit kaum möglich.
Bis zu 20.000 Euro kann die Ausbildung zum Diabetesspürhund kosten
Immerhin kostet eine entsprechende Hundeausbildung zwischen 6.000 und 20.000 Euro. Diabetiker sollten sich lieber auf bewährte Hilfsmittel verlassen, rät die Diabetes-Organisation. „Für die kontinuierliche subkutane Glukosemessung (‚CGM‘) als Hilfsmittel liegen mehrere wissenschaftliche Studien vor, die eine zuverlässige Alarmierung bei drohenden Unterzuckerungen durch die Technik belegen sowie eine statistisch relevante Reduktion von Unterzuckerungen bei regelmäßiger Anwendung zeigen“, betont Danne. Darüber hinaus müsse auch Ziel sein, dass jeder Mensch mit Diabetes seine Hypoglykämien sicher selbst wahrnimmt und sofort reagiert.
Hunde sind in Deutschland beliebte Haustiere. Unter den fünf Millionen Hunden hierzulande sind allein mehrere Hundert Rettungshunde und etwa 2.000 als Blindenführhunde im Einsatz. Blindenhunde gelten nach § 33 des Sozialgesetzbuches als medizinische „Hilfsmittel“. Ob auch Diabetesspürhunde eines Tages zu den medizinischen Hilfsmitteln zählen werden, steht derzeit noch in den Sternen.
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