Jeder vierte Erstklässler hat Sprachdefizite und braucht eine Therapie
Bei Kindern werden Sprachtherapien eingesetzt, um Störungen der normalen Sprech- und Sprachentwicklung entgegenzuwirken. Dass sprachliche Defizite besonders bei Kindern im Einschulungsalter auffällig werden, zeigt der AOK Heilmittelbericht 2013: So findet sich der Höhepunkt der Verordnungen bei den Sechsjährigen. Demnach bekamen im Jahr 2012 rund 25 Prozent der bei der AOK versicherten sechsjährigen Jungen eine sprachtherapeutische Maßnahme verordnet. Bei den gleichaltrigen Mädchen waren es dagegen nur knapp 17 Prozent.
Damit ist die Zahl der verordneten Sprachtherapien in den letzten sechs Jahren deutlich gestiegen. Für die sechsjährigen Jungen lag er in 2007 noch bei 21,2 Prozent. Der Anteil der gleichaltrigen Mädchen betrug damals 14,7 Prozent. Aber auch bei den Siebenjährigen setzt sich dieser Trend fort: So ist dem AOK-Bericht zufolge der Anteil der siebenjährigen Jungen zwischen 2007 und 2012 von 14 Prozent auf 16,9 Prozent gestiegen; bei den gleichaltrigen Mädchen von 8,8 Prozent auf 10,7 Prozent.
Sprachtherapien bei Grundschülern
„Wir beobachten, dass Jahr für Jahr mehr Kinder für eine gesunde, altersgerechte Entwicklung vorübergehend therapeutische Unterstützung brauchen", sagte Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Seiner Ansicht nach weisen die steigenden Verordnungsmengen bei Sprachtherapien für Kinder auf die spezifischen Anforderungen im Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule hin. Ergo- und Sprachtherapie könnten helfen, Defizite der kindlichen Umwelt zu bewältigen. „Verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen in Kindergärten und Schulen sowie im Elternhaus sind dabei ebenso wichtig, um Gesundheitsstörungen schon in frühen Jahren vorzubeugen."
Neben Sprachtherapien wurde Kindern in den vergangenen Jahr auch mehr Physiotherapie, Ergotherapie und Podologie verordnet, zeigt der AOK-Bericht. Der Heilmittelbericht analysierte die rund 35 Millionen Heilmittelrezepte, die in 2012 für die etwa 70 Millionen GKV-Versicherten ausgestellt wurden.
Foto: AOK Mediendienst