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Jeder fünfte Arbeitnehmer digital gestresst

Dienstag, 3. September 2019 – Autor:
Digitaler Stress heißt ein relativ neues Phänomen in der Arbeitswelt. Jetzt wurden 5.000 Arbeitnehmer aus etlichen Berufsgruppen danach gefragt. Jeder fünfte fühlt sich demnach im Job stark digital gestresst.
digitaler Stress, Arbeit

Die Mehrheit der deutschen Arbeitnehmer geht ganz entspannt mit digitalen Medien im Job um. Jeder fünfte empfindet aber starken digitalen Stress

Früher kam die Post, wenn überhaupt, einmal am Tag. Heute trudeln E-Mails im Minutentakt ein. Das reißt uns nicht nur ständig aus unserer Tätigkeit heraus, sondern hat auch Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Permanente Unterbrechungen, der Zwang schnell zu reagieren und ständig erreichbar zu sein hat einen Namen: Digitaler Stress.

Forscher wollten nun wissen, wie es mit digitalem Stress am Arbeitsplatz steht. Für ihre Studie „Gesund digital arbeiten?!“haben sie 5.000 Arbeitnehmer aus Deutschland befragt. Insgesamt zwölf verschiedene Belastungsfaktoren haben sie dabei ausfindig gemacht. Dazu gehören beispielsweise der gefühlte Zwang zur Omnipräsenz, das Gefühl der ständigen Erreichbarkeit und eine erwartete kürzere Reaktionszeit durch das Auflösen der Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben. Als stressig werden auch Unterbrechungen und Ablenkung durch digitale Medien empfunden. Außerdem fühlen sich viele Menschen mittlerweile als „gläserne Person“, weil sie ihre Privatsphäre durch die berufliche Nutzung digitaler Technologien und Medien in Gefahr sehen.

Digital Gestresste zeigen eine schlechtere Leistung.

Das Ergebnis: Jeder dritte Befragte fühlt sich mindestens einem der Belastungsfaktoren stark bis sehr stark ausgesetzt. Und jeder Fünfte empfindet aufgrund eines Belastungsfaktors starken digitalen Stress.

„Das bleibt nicht ohne Folgen, auch für den Arbeitgeber“, warnt Prof. Dr. Torsten Kühlmann, Inhaber des Lehrstuhls für Personalwesen und Führungslehre an der Universität Bayreuth. Erwerbstätige mit starkem digitalem Stress denken öfter daran, die Arbeitsstelle oder den Beruf zu wechseln und zeigen eine schlechtere Leistung. Sie sind außerdem unzufriedener mit ihrer Arbeitsstelle, so ein zentrales Ergebnis der Studie. Außerdem berichten sie häufiger, dass sie Probleme haben, von der Arbeit abzuschalten.

„Digitaler Stress geht meist mit sozialen Konflikten am Arbeitsplatz, einer hohen emotionalen Anforderung sowie einer hohen Arbeitsquantität einher“, berichtet Kühlmann „Interessanterweise sind vor allem auch Erwerbstätige in innovativen Unternehmen, welche sich durch Kreativität und Risikobereitschaft auszeichnen, von stärkerem digitalem Stress betroffen."

Erschöpft, gereizt und zur Kündigung bereit

Die digital Gestressten berichten häufiger von Erschöpfung, Gereiztheit sowie psychischen Beeinträchtigungen bis hin zu Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems als solche, die sich entspannt in der digitalen Arbeitswelt bewegen.

Und: Nicht  jeder Arbeitsplatz, der mit digitalen Technologien ausgestattet ist, verursacht den gleichen digitalen Stress. Der Studie zufolge sind es  die Kombination aus der Anzahl genutzter digitaler Technologien und Medien sowie die Nutzungsintensität, die den Stresslevel maßgeblich beeinflussen. Die Belastung ist anscheinend dann am größten, wenn Technologien nur wenig genutzt werden, weil dann die Routine fehlt und die Unsicherheit zunimmt.

„Die schnell voranschreitende Durchdringung des Arbeitslebens mit digitalen Technologien und Medien bringt viele Chancen, aber auch substanzielle Risiken und Nachteile mit sich“, betont Prof. Nils Urbach, Wirtschaftsinformatiker am Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT. Organisatorische und soziale Faktoren könnten digitalem Stress am Arbeitsplatz jedoch entgegenwirken. Dazu gehörten etwa ein erweiterter Entscheidungsspielraum seitens des Arbeitnehmers und eine gute Beziehung zu den Vorgesetzten.

Die Befragung wurde im Rahmen des Projekts „Prävention für sicheres und gesundes Arbeiten mit digitalen Technologien“ (PräDiTec) durchgeführt. Es wird vom Bundesforschungsministerium (BMBF) gefördert. Beteiligt waren Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts, der Universität Bayreuth und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

Foto: pixabay

Hauptkategorie: Demografischer Wandel
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